Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Was alles kommt

Severin Dressen (32) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 05.01.2022 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2022 um 16:06 Uhr
Kriegen 2022 vielleicht zum ersten Mal Nachwuchs: Die Schneeleoparden Shahrukh und Saida.
Foto: Enzo Franchini
Severin Dressen

Vor einem Jahr um diese Zeit machte ich meinen ersten Neujahrsspaziergang durch den Zoo. Alleine, denn der Zoo war damals coronabedingt geschlossen – bereits zum zweiten Mal.

Nun, ein Jahr später, kann zum Glück wieder jeder und jede einen Neujahrsspaziergang durch unseren Zoo machen. Das allein macht diesen Jahresbeginn schon mal besser als den letzten. Zwar sind wir noch immer nicht durch die Pandemie durch, aber die grosse Unsicherheit vom letzten Jahr ist einer gewissen Abgebrühtheit gewichen. Und so schaut der Zoo mit mehr Gelassenheit als auch schon auf all die griechischen Buchstaben, die wir virusbedingt dieses Jahr noch erlernen werden, und grundsätzlich mit Zuversicht auf das kommende Jahr.

So wird 2022 unser Zoolino 20 Jahre alt und begeistert damit schon ebenso lange die jüngsten (und, häufiger als man denkt, auch die weniger jungen) Zoogäste. Im Zoolino können sie mit Geissli und Chüngel in direkten Kontakt treten, den Hühnern, Gänsen und Truthühnern beim freien Herumlaufen zusehen und unsere stämmigen Burgdorfer Pferde über den Zaun hinweg striegeln.

Wie (fast) immer werden wir in diesem Jahr auch bauen im Zoo: In der ersten Jahreshälfte soll ein kleiner Turm neben der Strohballenburg entstehen. Er soll den Zoogästen einen Blick auf die Lewa-Savanne und künftig auch auf unsere Kongo-Baustelle ermöglichen.

Ab der zweiten Jahreshälfte beginnen wir im Anbau des Masoala-Regenwalds mit den Umbauten für das Naturschutzzentrum. Dieses werden wir 2023 einweihen, zum 20-Jahre-Jubiläum des Masoala-Regenwalds.

Gleichzeitig arbeiten wir intensiv an unserem neuen Naturschutzkonzept. Es zeigt, wie wir unsere Naturschutzarbeit künftig weiter ausbauen wollen. Auch unsere Nachhaltigkeitsbemühungen erhalten 2022 weiter Schub. Wir haben eine eigene Stelle für eine Nachhaltigkeitsbeauftragte geschaffen, um dem Thema weiterhin hohe Priorität zu geben. Als CO2-neutraler Betrieb haben wir zwar schon viel erreicht, aber auch hier gilt: «Stillstand ist Rückschritt.»

Auch tierisch wird es spannend: Unsere Schneeleoparden haben vom Zuchtprogrammkoordinator eine Zuchtempfehlung erhalten – mal schauen, ob es klappt mit Nachwuchs. Gespannt sind wir auch bei unseren Roten Pandas, ob der junge Mann Siddhi die deutlich ältere Shang von sich überzeugen kann. Für unsere Wiederansiedlungsprojekte hoffen wir neben dem fast schon üblichen Nachwuchs bei unseren Waldrappen auch auf Jungtiere bei den neu zusammengesetzten Zuchtpaaren der Habichtskäuze. Und auch in der Lewa-Savanne hoffen wir 2022 auf Jungtiere, etwa bei den Hyänen, Impalas, Säbelantilopen und Straussen. Ein Höhepunkt wird hoffentlich in diesem Jahr die Ankunft eines Giraffenbullen in unserer Savanne.

Doch nicht nur die «hohen» Tiere stehen 2022 im Fokus. Auch bei der Anreise zum Zoo durch luftige Höhen erhoffen wir uns in diesem Jahr Klarheit für die Zukunft der Zooseilbahn. Damit wir nach 17 Jahren endlich Planungssicherheit für dieses so wichtige und nachhaltige Infrastrukturprojekt haben.

Es wird also einiges passieren in diesem Jahr. Bei meinem Neujahrsspaziergang durch den Zoo herrscht aber noch winterliche Ruhe. Nur die grünen Köpfchen der Frühlingsblüher, die sich schon aus dem Boden schieben, deuten an, dass in wenigen Wochen der Trubel losgeht eines spannenden, vollen und hoffentlich weitgehend Corona-unbeschwerten Jahres 2022.

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