Weltanschauung mit Giuseppe Gracia
Grüne Apokalypse

Politische Gruppen dominieren mit religiösem Eifer die Klimadiskussion. Das verhindert eine offene wissenschaftliche Debatte, findet Kolumnist Giuseppe Gracia.
Publiziert: 03.02.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2019 um 12:56 Uhr
Der Churer Bischofssprecher Giuseppe Gracia verlässt das Bistum nach zehn Jahren Medienarbeit per sofort.
Giuseppe GraciaKolumnist

Der Klimawandel ist zu einer Ersatzreligion geworden. Gemäss Professor Silvio Borner von der Universität Basel sogar «zum religiösen Ersatz für die Hölle». Tatsache ist jedenfalls, dass viele Medien eine Art Endzeitstimmung heraufbeschwören, wenn es um den Klimawandel geht.

Sie präsentieren uns linksgrüne Prophetinnen und Apostel, die mit missionarischem Eifer durch die Lande ziehen, um das Schlimmste vorherzusagen, sollten wir nicht endlich zur Umkehr finden, zur Abkehr vom konsumistischen westlichen Lebensstil. 

Viele offene Fragen

Dabei lautet ein zentrales Dogma: «Seit der Industrialisierung zerstört der Mensch das Klima, deswegen müssen Regierungen, Konzerne und Bürger zum grünen Handeln gezwungen werden.» Das Problem: Die Ursachen des Klimawandels sind wissenschaftlich längst nicht so klar, wie man gern suggeriert.

Das zeigt etwa ein Video von vier Klimaforschern auf Youtube namens «Four Climate Scientists Destroy Climate Change Alarmism». Oder ein Video von Patrick Moore, einst Präsident von Greenpeace Kanada, unter dem Titel «What They Haven't Told You about Climate Change». Beide Videos zeigen: Die Klimaforschung kennt viele offene Fragen, und für die nächsten Jahrzehnte kann niemand seriöse Vorhersagen machen.

Ich bin auch ein Grüner

Ausserdem kann der Klimawandel auch von der Tatsache verursacht werden, dass wir uns am Ende einer Eiszeit befinden, dass die Erde im Laufe der Jahrmillionen immer wieder grosse Klimaveränderungen erlebt hat: Eiszeiten mit globalem Winter, Schmelzen der Polarkappen mit globalem Sommer. Folglich kann der Mensch mit seinen Maschinen diese Phasen, vergleichbar mit kosmischen Jahreszeiten, nicht wesentlich beeinflussen.

Ich besitze kein Auto und pendle seit fast 20 Jahren mit dem Zug. Ich finde, unsere verkehrsverstopften Metropolen stinken. Am liebsten hätte ich überall Fussgängerzonen und betrachte die Wegwerfkultur unserer Überflussgesellschaft als zivilisatorisches Armutszeugnis. In diesen Fragen bin ich ein Grüner.

Wir brauchen die Debatte

Aber ich kann den religiösen Eifer nicht nachvollziehen, mit dem politische Gruppen die Klimadiskussion dominieren, um Andersdenkende als Klimaleugner und schlechte Menschen zu diffamieren. Das verhindert eine offene wissenschaftliche Debatte. Eine Debatte, die wir brauchen, um das Klima, eines der komplexesten Systeme des Planeten, besser zu verstehen. 

Giuseppe Gracia (51) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. In seiner BLICK-Kolumne, die jeden zweiten Montag erscheint, äussert er persönliche Ansichten. Sein Buch «Das therapeutische Kalifat» ist Ausgangspunkt eines Podiumsgesprächs zum Thema «Wer hat Angst vor der politischen Korrektheit?». Unter der Leitung von Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe, diskutiert er mit FDP-Nationalrätin Christa Markwalder, GLP-Politiker und Lehrer Alain Pichard sowie Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam. 19. Februar 2019 um 19 Uhr, Kosmos, Zürich.

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