Was geht verloren, wenn eine Beziehung endet? – Meyer rät
Denken Sie an Zukunft, nicht an die Vergangenheit

Ich (w, 38) habe mich getrennt, mit guten Gründen, vermisse aber nun meine Partnerin und die schönen Seiten unserer Beziehung. Wie gehe ich damit um?
Publiziert: 25.02.2023 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2023 um 20:49 Uhr
Wir gehen eine Beziehung nicht ein, weil wir den Partner möglichst schnell wieder loswerden wollen, sondern weil wir uns eine schöne gemeinsame Zukunft wünschen.
Foto: Getty Images
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Thomas MeyerSchriftsteller und Kolumnist

Wir Menschen wünschen uns grundsätzliche Klarheit und Eindeutigkeit, zwecks Orientierung und Geborgenheit. Die Komplexität unserer Existenz verunmöglicht das aber grundsätzlich. Allein schon die Tatsache, dass jede Entscheidung die Möglichkeit birgt, sich als falsch herauszustellen, lässt uns oft erstarren – erst recht, wenn es um die grossen Dinge wie Job und Partnerschaft geht. Oder darum, diese zu beenden.

Eine Trennung ist immer von Zweifeln und Reue begleitet. Wir gehen die Beziehung zu einem bestimmten Menschen ja nicht ein, weil wir ihn möglichst schnell wieder loswerden wollen, sondern weil wir uns eine schöne gemeinsame Zukunft wünschen. Diese hoffnungsvolle Regung bleibt bis zum allerletzten Augenblick bestehen – und verwandelt sich darüber hinaus in die nostalgische Sehnsucht, die Sie nun quält. Es ist nur natürlich, so zu empfinden. Sie haben schliesslich etwas Wichtiges verloren.

Die Frage ist aber: Was genau? Sie nennen gute Gründe für die Trennung, Ihre Beziehung hatte demnach Defizite, über die Sie nicht länger hinwegsehen konnten. Ihr Verlust besteht folglich weniger aus etwas, das gut war, sondern aus etwas, das hätte gut sein können, aber eben nur in Ihrer Idealvorstellung. Die ist es, der Sie gerade hinterhertrauern – nicht Ihre Ex-Partnerin. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Tatsächlich spüren Sie jetzt vor allem, was Ihnen wichtig ist in einer Beziehung, sowie Ihre entsprechenden und aktuell unbefriedigten Bedürfnisse. Versuchen Sie, das alles nicht als Mangel zu betrachten, sondern als Qualitäten. Es wurde Ihnen nicht genommen – es ist ein Geschenk, das Sie zu geben haben. Tragen Sie es mit Ihren Gedanken nicht in Ihre Vergangenheit, sondern in Ihre Zukunft. Dort ist der bessere Platz dafür. Von wegen Orientierung und Geborgenheit.

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