Was für ein Tag!
Nach der Party machen wir das Peace-Zeichen

Die katholische Kirche feiert den 1. Januar jedes Jahr als «Weltfriedenstag». Das Anliegen ist begrüssenswert – das Timing allerdings weltfremd. Da passt der «Katertag» besser zum Jahresbeginn.
Publiziert: 01.01.2025 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2025 um 11:55 Uhr
Foto: Illustration Blick mit Fotos Getty, Shutterstock
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Andreas DietrichChefredaktor Blick

Ausgerechnet am Tag, der für die meisten Menschen der kürzeste des Jahres ist, soll man sich für den Weltfrieden ins Zeug legen. Man wacht gegen Mittag auf, vielleicht, und erinnert sich im nachwirkenden Silvesterrausch daran, vielleicht, was es um Mitternacht geschlagen hat. In diesem Zustand schon nur zwei Finger zum Peace-Zeichen zu erheben, erscheint als der erste unzumutbare Kraftakt im neuen Jahr.

Der 1. Januar wurde von der katholischen Kirche als «Weltfriedenstag» festgelegt. Das erklärt die weltfremde Auswahl des Datums. Seit 1968 veröffentlicht der jeweils amtierende Papst vorab seine Weltfriedensbotschaft, das Themenspektrum reicht heute vom Blutvergiessen bis zum Klimaerhitzen. Alles immer sehr, sehr gut gemeint. Und im selben Ausmass wirkungslos.

Das ist natürlich sehr, sehr bedauerlich. Allerdings wenig erstaunlich. Der Absender selber hat da und dort ein Glaubwürdigkeitsproblem, sein zölibatäres Bodenpersonal lebt Mitmenschlichkeit bisweilen unmenschlich aus. Vor allem aber zeigt sich am Weltfriedenstag besonders scharf das Problem vieler Aktions-, Themen- und Mottotage: Was soll ein einzelner Tag ausrichten gegen tagtägliche Plagen, Mühsal und Missstände, in diesem Fall die unentwegte Kriegerei seit Menschengedenken?

So ein Tag, so viel zu klein für Grosses, so viel zu kurz für Ewiges.

Gestern wurde auf Schlachtfeldern getötet, gestorben, getrauert, morgen wird getötet, gestorben, getrauert – aber genau heute möge der Weltfrieden über uns kommen. Genau heute sollen wir etwas dafür tun. Warum nicht immer? So ein Tag, so viel zu klein für Grosses, so viel zu kurz für Ewiges.

Besser wird es nicht dadurch, dass der Weltfriedenstag vom 1. Januar in der Jahresagenda nicht alleine bleibt: Am 1. September begeht Deutschland jeweils den «Antikriegstag», und die Uno hat den 21. September als «Internationalen Tag des Friedens» festgelegt.

Jeder Tag ist Programm

Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Dreimal im Jahr also ein bisschen Frieden. Ein bisschen wenig, sagt der zynische Realist. Besser als nie, der milde Träumer.

Übrigens haben Witztrunkenbolde in den USA vor ein paar Jahren den 1. Januar zum «National Hangover Day» ausgerufen, den Katertag. Auch daran muss man nach Silvester nicht speziell erinnert werden.

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