Was für ein Tag!
Der doppelte Alfredo und die dreifache Butter

Am 7. Februar wird der Fettuccine Alfredo Day gefeiert, vor allem in den USA. Die Amerikaner halten das kalorienreiche Nudelgericht für eine italienische Nationalspeise. Da wundern sich die Italiener.
Publiziert: 06:15 Uhr
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Andreas DietrichChefredaktor Blick

Das Rezept fürs heutige Gaumenglück wäre so einfach. Nudeln, Butter, Parmesan – mehr braucht es nicht. Man nennt es gemeinhin Fettuccine al burro. So simpel das Gericht, so verstrickt das Drumherum.

In den USA heisst die Kreation Fettuccine Alfredo. Sie gilt dort als Klassiker der italienischen Küche, selbst wenn die wenigsten Italiener je davon gehört haben. Die Verehrung der Amerikaner geht so weit, dass sie den 7. Februar als Fettuccine Alfredo Day auftischen. Den Ehrentag gibts nur, weil sich in Rom zwei Restaurants Ruhm und Ehre streitig machen.

Der Ursprung ist rührend. 1908 suchte Alfredo Di Lelio nach etwas Währschaftem, um seine Frau Ines wieder auf die Beine zu bringen. Sie schwächelte nach der Geburt von Sohn Armando. So kreierte der Ehemann das deftige Pasta-Gericht. Dreimal so viel Butter wie üblich und geriebener Parmesan XXL.

Alle Wege der US-Prominenz führten nach Rom ins «Alfredo».

Die Kalorienbombe setzte Di Lelio 1914 in seinem Restaurant «Alfredo» auf die Karte – sechs Jahre später schlug sie ein. 1920 schauten die Stummfilmstars Douglas Fairbanks und Mary Pickford auf ihrer Hochzeitsreise vorbei. Sie schlemmten und schwelgten. Und schwärmten, zurück in Hollywood, allen vor. Und dann das theatralische Brimborium, das dieser Pasta-Maestro um die Zubereitung am Tisch machte! Viva l'Erlebnisgastronomie. Von da an führten alle Wege der US-Prominenz nach Rom ins «Alfredo».

Doch plötzlich gab es zwei davon. Di Lelio hatte das Restaurant nach dem Krieg seinen zwei Kellnern verkauft. Sie bewarben ihr «Alfredo alla Scrofa» (es liegt an der Via della Scrofa) als «Geburtsort des weltberühmten Gerichts». Und wurden überrannt. Bald war für Urheber Di Lelio nicht mehr alles in Butter. Er eröffnete 1950 mit Sohn Alfredo II, geborener Armando, ein Konkurrenz-Lokal: «Il Vero Alfredo». Und nannte sich nicht mehr König, sondern Kaiser der Nudeln.

Jeder Tag ist Programm

Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Es gibt keinen Tag im Jahr, der nicht unter einem Motto steht. An jedem Datum ist ein Themen- oder Aktionstag, der einem bestimmten Anliegen gewidmet ist. Meist sind es gleich mehrere – manche von anerkannten Organisationen ausgerufen, andere von Interessengruppen, Fans oder Spassvögeln lanciert. Alle finden sie Beachtung und werden in irgendeiner Form begangen. In dieser Rubrik knöpfen wir uns nach und nach jeden Tag vor. Sehr ernsthaft nur dann, wenn es das Thema erfordert. Jahres- und Gedenktage sind in der Regel nicht dabei, ebenfalls keine mit wechselnden Daten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Beide Lokale gibts noch heute, je in dritter Generation geführt. Sie machen sich streitig, welches das Wahre ist. Fotos von Prominenten hängen in beiden. «Il Vero Alfredo» hat Ableger in Mexiko und Saudi-Arabien, «Alfredo alla Scrofa» vertreibt «The Original Alfredo Sauce» im Onlineshop. Und hat den 7. Februar, im Bestreben um Deutungshoheit und mit Blick auf die US-Kundschaft, zum Fettuccine Alfredo Day ausgerufen.

PS. Heute ist auch Internationaler Clash-Tag. Mit einfachsten Zutaten hat die britische Punkrock-Band 1976 einen neuen Musikstil mitbegründet. «London Calling» – Clash gibts nur einmal!

PPS. Heute ist auch Schick-einem-Freund-eine-Karte-Tag. Die «Alfredo»-Beizer können die Post persönlich vorbeibringen. Ihre Lokale in Rom liegen keine zehn Fussminuten auseinander.

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