Es stellen sich ohnehin ein paar grundsätzliche Fragen: Wieso beschenken wir einander fast ausschliesslich an Weihnachten und Geburtstagen? Wieso vorzugsweise mit Material statt mit Zeit und echtem Interesse? Und wieso ist Grosszügigkeit etwas, das wir an finanzieller Geberlaune messen und nicht in buchstäblich grossen Zügen, also Nachsicht und Geduld? Wir sollten die Tage nach Weihnachten, diese stille Phase nach einer viel zu lauten, dazu nutzen, uns zu fragen, was für uns wirklichen Wert hat. Und wer. Und wie wir das diesen Menschen gegenüber auch ausdrücken können, wenn wir nicht durch den Kalender dazu aufgefordert werden. Ist das Schenken zur Pflicht verkommen, sieht man das den Geschenken an: Sie offenbaren nicht Einfallslosigkeit, sondern Lieblosigkeit.
Bessere Geschenke finden Sie, indem Sie nicht nur in den paar Tagen vor Weihnachten hektisch Ausschau halten nach Dingen, die anderen Freude bereiten könnten, sondern das ganze Jahr. Womit könnten Sie jemanden beglücken – gleich jetzt? Ihre Mutter mit einem Anruf? Ihren Vater mit einem Besuch? Ihre beste Freundin mit einer ehrlichen Meinung? Ihren besten Freund mit einem Spaziergang? Ihren Partner mit einer Bitte um Verzeihung? Ihr Kind mit einer gemeinsamen Bastelarbeit? Wer braucht was von Ihnen? Womit können Sie jemandem ernsthaft helfen, indem Sie seine Laune heben? Natürlich gibt es zahllose schöne Dinge zum Kaufen, mit denen Sie andere wie auch sich selbst erfreuen können, keine Frage. Aber sie dürfen nie ein schuldbewusst herbeigeschaffter Ersatz sein für das grösste Geschenk, das Sie anderen machen können: Ihre Zuneigung und Ihren Respekt. Wenn Sie 364 Tage im Jahr ein launisches Monster sind, können Sie sich den Seidenschal am 365. echt sparen. Das ist dann nämlich nur noch ein Hohn.