Simon Jäggi, Sänger der Rockband Kummerbuben, über den Fasan
Ceausescus Hitzgi

In seinen Ferien bekommt unser Tier-Kolumnist täglich Besuch von einem Fasan. Die Tiere wurden einst ausgewildert, nur um sie zu jagen.
Publiziert: 28.09.2018 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2024 um 14:26 Uhr
Simon Jäggi (38) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner.
Foto: Thomas Buchwalder
Simon Jäggi

Gestern erlebte ich etwas Lustiges. Wie Indianer versteckte ich mich mit meinem Sohn hinter einem Busch und beobachtete mit dem Feldstecher einen Fasan. In so einer Situation ungünstig: Schluckauf. Genau dies ereilte aber meinen Sohn, als wir dem scheuen Vogel auflauerten. Da fiel mir auf, dass der Ruf des Fasans ähnlich klingt wie das Schluckauf meines Sohnes, nur etwas metallischer. Als hätte eine H.-R.-Giger-Figur den Hitzgi. 

Glucksen wie ein Roboter

Wie ein riesiger Vogelschwarm in Berlingos und Octavias überfallen die Berner bekanntlich jeden Herbst die Mittelmeerinseln, und auch wir weilen derzeit auf Elba. Morgens und abends streift der Fasanenhahn um unser Ferienhaus, das etwas abgelegen liegt. In der Schweiz ist mir noch nie ein Fasan begegnet, daher fühlt es sich wie eine kleine Sensation an, wenn der buntscheckige Jagdfasan mit seinem Roboterglucksen auftaucht.

Die Fasane gehören schon so lange zu unserer Tierwelt, dass gerne vergessen geht, dass es sich nicht um eine heimische Art handelt. Ursprünglich kommt der Fasan aus Asien. Schon die Griechen sollten Fasane gehalten und gezüchtet haben. Wann aber die Jagdfasane in der Natur ausgewildert wurden, um sie zu bejagen, weiss man nicht genau. Im Jahr 1100 soll der Abt von Amesbury die Fasanenjagd erlaubt haben. In der Schweiz tritt er erstmals 1642 als Jagdwild in Dokumenten auf. 

40 bis 60 Brutpaare

Allerdings können sich die Fasane ohne konsequente Auswilderung und Winterfütterung in vielen Gebieten kaum noch halten. Die Auswilderungen geschehen aber immer seltener. In den 1970er-Jahren wurden in der Schweiz fast 20'000 Fasane ausgesetzt, im Jahr 2007 waren es lediglich noch 173 Stück. Hierzulande ist der majestätische Hühnervogel selten geworden, die Vogelwarte Sempach geht von 40 bis 60 Brutpaaren aus.

Aussetzen zum Jagen

Ich bin keinesfalls ein Jagdgegner, aber eine Art aufwendig auszusetzen, bloss um sie bejagen zu können – das halte ich für ein Überbleibsel einer Zeit, in der andere jagdethische Grundsätze galten. Und es erinnert auch etwas an die Jagdvergnügen von Nicolae Ceausescu, dem einstigen Diktator Rumäniens. 

Apropos Überbleibsel: Haben Sie sich auch schon mal gefragt, woher der Schluckauf kommt? Eine Theorie besagt, es sei ein entwicklungsgeschichtliches Relikt vom Wiederkäuen der Säugetiere. 

Simon Jäggi (38) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner. Wissenschaftlicher Rat: Prof. Christian Kropf.

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