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Preisüberwacher über ÖV-Preise
9-Franken-Billett auch für die Schweiz?

Ein starkes Preissignal und alle fahren ÖV! So scheint es, wenn man die Bilder aus Deutschland und Österreich sieht. Ein solcher Effekt wäre auch für unseren ÖV äussert wünschenswert. Gut gemacht, könnte das der Anfang einer neuen grossen Liebe werden.
Publiziert: 27.06.2022 um 09:05 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 11:31 Uhr
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Um die Frage grad zu Beginn glasklar zu beantworten: Nein, ich wünsche mir nicht das 9-Franken-Billett für die Schweiz. Ich befürchte, in diesem Szenario fehlt die Nachhaltigkeit.

Natürlich hungert auch bei uns der ÖV nach Fahrgästen. Nur braucht er solche, die kommen, um zu bleiben. Dafür wird es mehr brauchen als eine Marketing-Aktion. Unser ÖV muss seine Hausaufgaben machen: Er wird oft als teuer und kompliziert empfunden, und je länger je mehr, passt das Angebot nicht für alle Kundengruppen (Homeoffice- und Teilzeitarbeitende, Jugendliche).

Bleiben wir bei den Preisen: Wenn wir nach Deutschland schauen, sehen wir, dass die Formel offenbar recht simpel ist: Je attraktiver der Preis, desto mehr Fahrgäste.

Schwierig in der teuren Schweiz? Ich sehe da durchaus Möglichkeiten: Wenn Sie heute ein Billett lösen wollen, können Sie das grundsätzlich auf SIEBEN (!) verschiedene Arten tun: Am Automaten, am Schalter, per Telefon, beim Bus-Chauffeur, über die Website, über das Smartphone oder über eine Check-in-und-Check-out-App.

So viele Kanäle, das kostet, und zwar kräftig. Im Zürcher Verkehrsverbund kostet allein der Verkauf eines Billetts am Schalter CHF 6.40 pro Billett, am Automat ist es CHF 1.00, für die digitalen Kanäle sind es aber nur CHF 0.20 bis CHF 0.70. Der Schalterverkauf ist also pro Ticket rund 6 Franken teurer als der Verkauf über eine App. Würde man den Verkauf über die digitalen Kanäle tatkräftig fördern, dann könnte man viele Millionen Franken einsparen, die sich natürlich auch in den Billett-Preisen niederschlagen würden.

Mein Vorschlag für eine «Alles fährt ÖV»-Aktion für die Schweiz wäre deshalb: Ein Jahr lang ein kräftiger Rabatt auf alle Billett-Käufe über die digitalen Kanäle.

Schon 2020 nutzten mehr als 97 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ein Smartphone. Auch unsere Seniorinnen und Senioren scheinen keineswegs überfordert zu sein: Denn sie kaufen die nur digital erhältlichen Sparbillette überdurchschnittlich oft. Die digitale Welt bietet auch hinsichtlich des Abo- und Billett-Angebots grosse Chancen: Ein Abo am Schalter kaufen und vorfinanzieren – das könnte Geschichte sein. Ein Home-Office Abo für 2 oder 4 Tage die Woche – die App erkennt es und verrechnet den besten (Abo-)Preis.

Ein grosses Potential sehe ich auch in der Wiederbelebung des Gleis-7-Abos für die Jungen: Erinnern Sie sich? Nutzbar war es für alle bis 25 Jahre im öffentlichen Verkehr (ohne Stadtnetze und die Postautolinien), täglich ab 19:00 bis 05:00 morgens. Preis CHF 129. Die Abos gingen weg wie warme Weggli. Sie wurden leider durch das viel teurere Seven25-Abo ersetzt. Gemäss Branche ein «Super-Angebot» – nur leider schien die jugendliche Zielgruppe diese Einschätzung nicht zu teilen und wollte lieber das «Gleis 9 ¾» als das neue Angebot annehmen.

Ob sie in Hogwarts oder sonst wo gelandet sind, weiss ich nicht. Mit Sicherheit sagen kann ich nur, dass sich die wenigsten vom Seven25 überzeugen liessen. Deshalb mein Vorschlag: Holt das «Gleis 7» zurück, denn es ist die magische Einsteigehilfe für junge Kundinnen und Kunden, die der Branche unter Umständen 60 bis 70 Jahre erhalten bleiben.

Es ist Zeit für Mut und Kreativität, denn nur Rolling Stones setzen kein Moos an.

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