Kennen Sie den spanischen Kultregisseur Pedro Almodóvar? Er hat 2006 Penélope Cruz mit «Volver» zu Ruhm verholfen – und er hat 1999 mit «Todo sobre mi madre» Transvestiten ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Indem er sie als vielschichtige, starke Figuren zeigte, gab er ihnen eine Würde, die sie in der öffentlichen Wahrnehmung bis dahin nicht hatten.
Der heutige «Polizeiruf» tut das Gegenteil. Auch in ihm führt die Mordermittlung – hui, Hauptkommissarin Doreen Brasch denkt sogar: Serienmörder! – zu einer Transvestitin respektive einer Trans-Frau. Dass diese aber ausschliesslich als weinerliches, greinendes Opfer ihrer Umstände gezeigt wird, als Abziehbild eines Klischees, hilft weder dem Charakter noch der Geschichte. Die dreht sich schliesslich irgendwie um einen verirrten Transvestiten-Helfer (Leser, Sie denken zu Recht: hä?). Um die dünne Suppe aufzupeppen, gibts sinnlosen Streit zwischen Brasch und ihrem Vorgesetzten. Ehrlich, das Originellste an dieser Folge ist die Basslinie, die jeweils ertönt – und die ist 1:1 von David Bowies «Blackstar» geklaut.
Von wegen Serienmörder: Was mich im Gegensatz zu diesem «Polizeiruf» die halbe Nacht wach gehalten hat, ist mein Netflix-Abo, auf dem ich jetzt endlich mal das Serienmörder-Drama «The Fall» geschaut hab. Mit der unterkühlten, wunderschönen Gillian Anderson aus «Akte X» und einem unheimlich guten Jamie Dornan, bevor er den peinlichen «Fifty Shades of Grey»-Typen gespielt hat. Und falls Sie unbedingt Transvestiten schauen müssen, schalten Sie dort besser die Reality-Show «RuPaul’s Drag Race» ein und sehen Transvestiten in stark, schön und lustig.
Polizeiruf «Zehn rote Rosen»,
20.15 Uhr, Das Erste,
Sterne: eineinhalb von fünf
Netflix: «The Fall» oder «RuPaul's Drag Race»