M. Prix Stefan Meierhans kämpft für Konsumenten
Wieder Sparbillette im Berner Oberland?

Es ist Bewegung im Berner Oberland – die Erweiterung des Libero-Tarifverbunds wird sehr zwiespältig aufgenommen. Um die Wogen zu glätten, denkt Verbund nun über die Einführung von Sparbilletten auf den Fernverkehrsverbindungen nach. Gut so, sagt der Preisüberwacher.
Publiziert: 27.01.2020 um 17:36 Uhr
Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Foto: Keystone
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Ich fordere es schon lange: Auch auf Fernverkehrsverbindungen innerhalb der Verbünde sollten Sparbillette erhältlich sein! In der Vergangenheit hatten die Verbünde das vehement abgelehnt, doch nun scheint sich etwas zu tun.

Im Berner Oberland erleben wir gerade ganz anschaulich, was die Verweigerung der Verbünde bedeutet. Noch Anfang Dezember fuhren zufriedene Oberländer mit ihren Sparbilletten von Interlaken oder Spiez nach Bern. Dann kam Mitte Dezember der Fahrplanwechsel, und ein Grossteil des Oberlands wurde dem Libero-Tarifverbund einverleibt.

Des einen Freud ist des andern Leid: Die Sparbillette wurden ersatzlos gestrichen, und es gab etliche heftige Preiserhöhungen. Der Unmut der Leute türmt sich seitdem auf meinem Schreibtisch in Form von Meldungen. Es wird beklagt, dass die Verbundbillette teilweise das Dreifache der bisherigen Sparbillette kosten und man nicht versteht, wie sich so rein gar nichts ändern konnte – ausser dem Preis. Viele Meldende kündigen zudem an, deshalb in Zukunft wieder das Auto nehmen zu wollen. Das wäre dann der berühmte Schuss, der nach hinten losgeht. Denn unser Ziel für Mensch und Umwelt heisst doch: mehr Leute für den ÖV gewinnen.

Es stellt sich die Frage: Warum verweigern sich die Verbünde dem Verkauf von Sparbilletten? Werden sie gravierende Einnahmeausfälle erleiden? Das werden sie in keiner Weise. Denn die Einnahmeausfälle würden von den SBB getragen. Da der Fernverkehr der SBB gewinnbringend fährt, gingen diese verbundsinternen Sparbillette wie auch alle anderen Sparbillette zulasten des Gewinns der SBB.

Wie müsste man sich das ganz praktisch vorstellen? Zwei Beispiele, ein reales und eins, das Realität werden könnte: Bei dem schon heute existierenden, durchgehenden Sparbillett von Zürich HB auf die Rigi gewähren die SBB auf der Fernverkehrs-Teilstrecke von Zürich nach Arth-Goldau einen Rabatt. Die Rigibahn (die keinem Verbund angehört) profitiert passiv vom Sparbillett, denn für diesen Abschnitt wird der Normaltarif verrechnet.

Innerhalb des Libero-Gebiets könnte ein (derzeit nicht erhältliches) Sparbillett von Interlaken nach Bern-Bümpliz so gerechnet sein: Für die Teilstrecke Interlaken – Bern Hauptbahnhof (IC-Verbindung) erhalten Sie vom SBB-Fernverkehr einen Sparbillettrabatt. Für die Regionalverbindung mit dem Tram von Bern Hauptbahnhof bis Bümpliz wird Ihnen der Normalpreis ohne Rabatt berechnet. Der Regionalverkehr, sprich die Verbünde, gibt also keinen Rabatt – im Gegenteil, er profitiert vom resultierenden Mehrverkehr.

Wenn ich fordere, dass innerhalb von Verbünden Sparbillette angeboten werden, so bedeutet dies lediglich, dass der SBB-Fernverkehr auch dort Rabatte ausschütten dürfen soll. Mit anderen Worten: Alles, was die Verbünde tun müssten, wäre, die Sparbillette zuzulassen. Der Libero-Verbund prüft nun doch, ob er dies ermöglichen will. Ich hoffe, dass er ein zukunftsweisendes Zeichen setzt und auf dieses Bedürfnis seiner Kunden eingeht.

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