Happy Birthday Sparbillette! Nach einem zögerlichen Anfang – die Rabatte waren eher klein – mauserten sie sich mit grossen Preisnachlässen zu einem echten Publikumsliebling und sind heute kaum mehr aus der ÖV-Landschaft wegzudenken. Ursprünglich waren sie als Behelfslösung gedacht: Die Fernverkehrsgewinne überstiegen das Mass des Angemessenen, deshalb mussten Mittel gefunden werden, dieses Geld an die Kunden zurückfliessen zu lassen.
Mit der Kompensation über die grosszügig rabattierten Sparbillette gelang beinahe die Quadratur des Kreises: Die Kunden mit und ohne Halbtax können nun stark vergünstigt reisen, die niedrigeren Preise gehen ausschliesslich zulasten des Fernverkehrs – der subventionierte Regionalverkehr ist nicht betroffen.
Mit Rabatten von bis zu 70 Prozent ist es wahrlich kein Wunder, dass diese Billette heiss geliebt werden. Man darf jedoch nicht verschweigen, dass sie immer mehr zu einer bedrohten Art mutieren. Denn die Tarifverbünde wachsen und übernehmen damit immer mehr Fernverkehrsverbindungen. Doch leider ist bisher in Stein gemeisselt: «Wo ein Tarifverbund, da keine Sparbillette.»
Die neuesten Betroffenen sind die bisherigen Sparbillette-Nutzer im Berner Oberland. Für die beliebte Verbindung Interlaken–Bern gibt es die Fahrkarten nur noch bis Mitte Dezember. Danach liegt sie im Libero-Tarifverbund. Das heisst in Zahlen: Wer mit Vorlauf ein Sparbillett (einfache Strecke mit Halbtax) für 4.20 Franken lösen konnte, erhält ab Mitte Dezember nun ausschliesslich ein Verbundbillett für 14 Franken. Richtig, das ist mehr als das Dreifache.
Weshalb werden bislang keine Sparbillette in Verbünden angeboten? Eine schlüssige Antwort dazu habe ich bisher nicht bekommen. Statt dem Kundenbedürfnis Rechnung zu tragen, blasen gewisse Verbünde zum Gegenangriff und wollen den Sparbilletten ganz den Garaus machen. Ein Dienst am Kunden? Ich zweifle.
Die Antwort werden ohnehin die Kunden geben. Denn es wird nicht lange dauern, bis sich herumspricht, dass es oftmals legale Alternativen gibt: Wer etwa von irgendwo im Libero bis Interlaken Ost fahren will, aber eine Station weiter bis Niederried löst, kann auch nach dem 15. Dezember 2019 Sparbillette finden. Ein solches kostet im besten Fall weniger als die Hälfte des Verbundbilletts. Das funktioniert auch bei anderen Verbünden. Versuchen Sie es mal zwischen Zürich und Wil SG, da lohnt sich oft ein Sparbillett nach St. Gallen, obwohl es nur teilweise genutzt wird.