Mehr testen heisst mehr Sicherheit für uns alle – zumindest so lange, bis wir die Erfolge des Impfens sehen können. Wichtig ist also, dass so viel getestet wird, wie notwendig ist. Der Bundesrat will, dass wir alle fünf Selbsttests pro Monat gratis bekommen. Auch die durch Fachpersonal durchgeführten Tests sollen ab dem 15. März für alle unentgeltlich sein. Wirklich «gratis» sind die Tests natürlich nicht, denn der Bund – in anderen Worten wir Steuerzahler – wird für die Kosten der Tests aufkommen. Umso wichtiger ist es, dass die verrechneten Preise die Kostendeckung nicht grosszügig überschreiten.
Dass man hier genau hinschauen muss, zeigt unser Spitzenplatz im Vergleich mit den Nachbarländern Frankreich, Österreich, Deutschland und Italien. In Frankreich werden für Schnelltests knapp 34 Euro vergütet bekommen. In Deutschland sind es schlanke 18 Euro, in Österreich werden 25 Euro erstattet und in Italien gibt es eine Spanne zwischen 15 bis 30 Euro. In Schweizer Apotheken durchgeführte Schnelltests wurden bisher gemäss Covid-19-Verordnung mit maximal 57.50 Franken vergütet. Die zu erbringende Leistung unterscheidet sich jedoch kaum von der der Nachbarländer. Deshalb musste ich feststellen, dass die Schweizer Tarife gut doppelt so hoch sind wie die in unseren Nachbarländern.
Dieser Unterschied steht im Kontrast zu dem im Krankenversicherungsbereich so wichtigen Wirtschaftlichkeitskriterium: Es besagt, dass eine Leistung wirtschaftlich ist, wenn sie im Vergleich zu den Alternativen – hier wären das die Nachbarländer – ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist oder den Mehrkosten ein entsprechender Mehrnutzen gegenübersteht. Und? Selbst bei Berücksichtigung der höheren Preise in der Schweiz wie zum Beispiel für Löhne und Mieten etc. erscheint der Preis von 57.50 Franken sehr hoch. Deshalb habe ich dem Eidgenössischen Department des Inneren empfohlen, die Vergütungsbeträge für immunologische Analysen auf Sars-CoV-2-Antigene und Sars-CoV-2-Schnelltests zu überprüfen und wenn möglich zu korrigieren.
Auch die Nutzung von Selbsttests, die man daheim in Eigenregie durchführen kann, rückt bei uns näher. Deren Zulassungen wird derzeit geprüft. Fünf Tests dieser Art pro Monat werden von der Allgemeinheit finanziert. Alle weiteren Selbsttests, die man zum Schutz seiner selbst oder anderer macht, muss man selber zahlen. Schon allein, weil keine Fachpersonen nötig sind oder Testergebnisse verschickt werden müssen, müssen diese Tests sehr viel günstiger sein als andere Schnelltests.
In diesem Stadium der Pandemie ist das Testen äusserst erfolgskritisch und in wachsendem Umfang vorgesehen. Auch wenn wir uns freuen, dass wir persönlich für viele Tests nicht mehr zahlen müssen, so müssen wir trotzdem darauf achten, dass sich niemand auf unser aller Kosten in dieser aussergewöhnlichen Situation eine goldene Nase verdient. Solange Kosten entstehen, heisst gratis eben nur, dass nicht das persönliche Portemonnaie hervorgenommen werden muss, sondern in ein anderes Kässeli gegriffen wird. Das «Linke Tasche – rechte Tasche»-Phänomen also. Deshalb bleiben die Preise wichtig. Ich hoffe, dass diese Überlegung auch von anderen geteilt wird – oder?