M. Prix Stefan Meierhans kämpft für Konsumenten
Viel hilft nicht viel

Wir Schweizer zahlen im Schnitt mehr als das Doppelte als andere Länder für Generika-Medikamente. Haben wir deshalb in punktuellen Mangelsituationen Vorteile? Nicht mal das, sagt der Preisüberwacher.
Publiziert: 20.04.2020 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2020 um 15:19 Uhr
Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Foto: Keystone
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

In der Corona-Krise haben wir nun die Gelegenheit zu sehen, ob die hohen Preise, die wir in der Schweiz bezahlen, uns in der Krise vor punktuellen Engpässen schützen. Bei den Generika-Medikamenten zahlen wir schliesslich «dank» eines veralteten Systems, das finanzielle Fehlanreize setzt, mehr als das Doppelte als europäische Vergleichsländer.

Diese Tatsache ist seit gefühlten Ewigkeiten bekannt, und die Lösung dazu gibt es ebenfalls schon lange: ein Systemwechsel, bei dem man die heilenden Wirkstoffe mit einem Preisschild versieht, das sogenannte Referenzpreissystem. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) würde die Preise, die sich in der Regel an den günstigsten Generika orientieren und auch für patenabgelaufene Originalmedikamente gelten würden, festlegen und periodisch überprüfen. Die Wahlfreiheit der Patienten wäre nicht eingeschränkt, aber wer ein Präparat will, das teurer ist, müsste die Differenz selber bezahlen. Patentgeschützte Originalmedikamente wären von dieser Regelung ausgenommen.

Neu ist dieses System nicht. In mehr als 20 europäischen Ländern bewährt es sich seit Jahren. Leider scheiterte eine Einführung in der Schweiz bisher unter anderem am Widerstand der Generika-Hersteller. Unsozial nennen sie es und weissagen, dass die Schweizer Patientinnen und Patienten darunter leiden würden. Richtig ist jedoch: Man bekommt den heilenden Wirkstoff in jedem Fall. Es wird normalerweise auch eine Auswahl von Präparaten mit dem benötigten Wirkstoff geben, die ohne Zuzahlung erhältlich sind.

Leiden würden also «nur» die Generikahersteller und die Hersteller der patentabgelaufenen Originale. Denn das Einsparpotenzial von mehreren Hundert Millionen Franken pro Jahr bedeutet für sie Umsatzeinbussen in dieser Höhe. Das Land, in dem gewinnmässig Milch und Honig fliessen, würde quasi über Nacht nicht mehr völlig überproportional zu den Gewinnen dieser Unternehmen beitragen, sondern sich in eine Reihe mit anderen vergleichbaren Ländern stellen. Diese Aussicht ist für unsere Krankenkassenprämien top.

Zurück zur Frage, ob wir als Kunden mit «Platin-Marge» ausreichend oder gar schneller bedient werden? Nein. Für uns gilt dasselbe wie für alle anderen: anstellen, warten.

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