Krimikolumne zum Tatort «Wahre Lügen»
Wunder über Wunder

Nach diesem Tatort braucht man einen Schnaps.
Publiziert: 13.01.2019 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2019 um 11:47 Uhr
Eine tote Journalistin liegt im Auto im See - und Harald Krassnitzer (m.) als Sonderermittler Moritz Eisner und Adele Neuhauser als Major Bibi Fellner kriegen bald schon Probleme.
Foto: SRF/ARD Degeto/ORF/Cult Film/Petro Domenigg
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Hurra, die Bibi säuft nicht! Auch wenn ihre Hände wegen Entzugserscheinungen zittern. Dafür hat sie einen klaren Kopf. Den braucht sie in diesem Fall auch, der im ­Übrigen ebenso gut in der Schweiz spielen könnte: Ein dubioser, steinreicher Waffenschieber kommt darin vor. Die gibts ja bei uns auch zur Genüge, sie sind offiziell bei der Ruag angestellt, mit dem VBS, dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport verflochten, und der CEO wundert sich auch gern mal öffentlich über Kritik an seinem Lohn von etwas über einer Million Franken im Jahr.

Bibi bleibt standhaft

Aber Kritik an der eigenen Bundesverwaltung beiseite, die Bibi und der Eisner müssen sich mit dem Mord an einer jungen Journalistin befassen, die in einem längst verjährten Korruptions- und ­Suizid- respektive wohl Mordfall ­eines Innenministers recherchiert hat. Die Bibi tröstet deren komplett vergelsterte Lebensgefährtin und nimmt sie mit nach Hause. Der Eisner verwirft die Hände ob der übertriebenen Empathie der Kollegin, und die Abteilung für innere Sicherheit tritt auf den Plan, weil der längst verjährte Fall eben ein Korruptionsfall war und Geld der obersten Kreise im Spiel ist.

Na, und was denken Sie: Wenn die Pfründe des obersten Prozents der Bevölkerung in Gefahr sind, wirds für kleine Fische wie die Bibi und den Eisner schwierig. Ein Wunder also, dass die beiden überhaupt einen Teil des Falls 
lösen. Ein Wunder auch, kippt sich die Bibi angesichts offensichtlicher Korruption nicht sofort wieder 
einen hinter die Binde. Und ein Wunder, brauchen wir nicht alle einen Schnaps angesichts der ­Waffenschiebereien dieser Welt. 

Tatort «Wahre Lügen», 
20.05 Uhr, SRF 1
Sterne: dreieinhalb von fünf. 

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