Es ist ja wahnsinnig postmodern und wird von Kritikern gelobt, ja gar erwartet, dass sich Autoren, weil es sämtliche Ideen schon gegeben haben soll, frisch und froh aus der popkulturellen Geschichte bedienen und sich aus solchen Versatzstücken dann etwas Neues zusammenbasteln. Worauf Eingeweihte sich dann auf die Schulter klopfen und sich als intellektuelle Siebensiechen fühlen können, weil sie Filmzitat X und Romanzitat Z verstanden haben. Im Idealfall kann das ja auch prächtig funktionieren und tiefere Bedeutungsebenen erschliessen und trallala.
Ohne Smartphone – als Polizist recht unsmart
Der vorliegende «Tatort»-Fall ist leider kein solcher Idealfall. Murot (Ulrich Tukur) will einen alten Freund besuchen, der in einem Polizeimuseum arbeitet. Auf der alten Wache 8 können Schulkinder erleben, wie umständlich die Polizei früher arbeiten musste. Darum hat auch keiner dort ein Handy – was in Zeiten, in denen jeder sein Smartphone in der Handtasche oder im Hosensack dabeihat, doch ziemlich unwahrscheinlich ist.
Aber hätten die Polizisten mit Handys um Hilfe rufen können, hätte eben das Ganze – das schöne Filmzitat – nicht funktioniert, als diese alte Wache plötzlich von schwer bewaffneten bösen Jungs angegriffen wird, deren Motivation nie ganz klar wird. Dafür ist die Motivation der Plotschreiber umso klarer: Sie wollten dem 1976-Klassiker «Assault on Precinct 13» von John Carpenter eine Hommage setzen, auch «Night of the Living Dead» und viele andere blitzen auf. Nur gilt leider auch in der Postmoderne immer noch: Ohne eigene Idee taugt das beste Zitat nicht viel – auch wenn es trotz der ärgerlichen Plotlöcher dennoch einige Spannungsmomente gibt.
«Tatort»: «Angriff auf Wache 08», SRF 2, 20.05 Uhr
Wertung: 3 von 5 Sternen