Vielleicht liegts ja daran, dass ich eine verkorkste Schweizerin bin und nicht so locker-flockig wie die Deutschen – oder vielleicht bin ich ja einfach todlangweilig prüde. Aber jetzt mal ernsthaft: Haben Sie schon jemals ein Arbeitsgschpänli des anderen Geschlechts, zu dem Sie notabene jetzt nicht das wahnsinnig humorvollste Verhältnis haben, beiläufig aus heiterem Himmel Folgendes gefragt: «Und, was war eigentlich so deine heisseste Sexnacht bis jetzt?» Nur so, um Konversation zu treiben? Nicht?
«Schauspieler, wehrt euch!», will man zurufen
Im «Tatort» scheint das Verhandeln intimster Vertraulichkeiten zwischen nicht sehr vertrauten Menschen immer mal wieder vorzukommen. Und man fragt sich: Wie sind eigentlich die Leute drauf, die so was schreiben? Gehen die morgens zum Bäcker und sagen: «Ein Weggli bitte, und apropos, hähä, nein, apopo Weggli, hähä, hatten Sie gestern eine heisse Nacht? Ja? Wie schön, ich leider nicht!» Und warum sagt eigentlich kein Schauspieler je: «Nee, das ist jetzt also zu doof, so’n Kram fragt doch keiner, der nicht sofort zur Personalabteilung zitiert und wegen sexueller Belästigung verwarnt werden will, macht da mal ’ne andere Dialogzeile rein!»
Wahrscheinlich ist das unnötige Geplänkel sowieso nur reingeschrieben worden, um krampfhaft eine gewisse Metaebene reinzubringen. Denn in der leidlich okayen Franken-Folge mit Ringelhahn und Voss geht es generell um fehlgeleitete und unerwünschte Intimität. Die endet ziemlich tragisch mit einer erstochenen Frauenleiche. Das Ganze bleibt ziemlich blutleer. Immerhin weiss man: Die betreffende Dame hat ihre heisseste Sexnacht hinter sich.
«Tatort: Die Nacht gehört dir», 20.05 SRF1
Wertung: Zweieinhalb von fünf