Die Angst vor Spinnen nennt sich Arachnophobie. Es ist wohl die bekannteste und am weitesten verbreitete Tier-Phobie. Freilich ist die Liste um etliche Beispiele reicher. Da gibt es etwa die Equinophobie, die Angst vor Pferden. Die Lutraphobie, die Angst vor Ottern. Die Meleagrisphobie, die Angst vor Truthähnen. Oder meine Lieblingsphobie: Anatidaephobie, die Angst, von Enten beobachtet zu werden.
Mit Ängsten verhält es sich bekanntlich wie mit Blähungen, jeder hat sie, keiner lässt sie sich gerne anmerken. Gegen Blähungen kann man mit Reden wenig tun, gegen Ängste dagegen schon, weil sie noch viel bedrohlicher werden, wenn wir sie zu verstecken versuchen.
Ekel vor den Nagern
Ich wage mal einen Anfang: Ich habe Angst vor Ratten. Eine ausgewachsene Murophobie kann ich nicht mein Eigen nennen, aber ich ekle mich sehr vor den argen Nagern. Woher das rührt, weiss ich nicht (Phobien lassen sich übrigens «erlernen» – etwa durch Eltern, die wegen einer Spinne kreischend auf einen Stuhl flüchten). In der Zeitung las ich vor Jahren, dass einem Rentner bei einem Aare-Spaziergang eine Ratte ins Gesicht gesprungen ist und ihn verletzte. Bis heute verzieht es mir das Gesicht, wenn ich mich an diese Kurzmeldung erinnere.
Dabei muss ich eingestehen, dass ich Ratten durchaus bewundere. Die Wanderratte gehört zu den erfolgreichsten Tierarten der Welt, ein klassischer Globalisierungsgewinner. Einst in Ostasien zu Hause, ist sie heute auf allen Kontinenten heimisch – bis auf die Antarktika. Gebüsst dafür haben etliche Tierarten, die von Ratten dezimiert oder gar ausgerottet wurden.
Giftköder per Helikopter
Eingeschleppte Ratten waren etwa für die Vogelkolonien der Insel Südgeorgien eine Katastrophe, die sich am Rande der Antarktis findet. Mehr als 90 Prozent der dort lebenden Vögel wurden ausgerottet, schätzen Forscher. Kürzlich wurde vermeldet, dass die Ratten auf Südgeorgien endgültig ausgerottet seien, die wahrscheinlich 1775 vom Entdecker James Cook eingeschleppt wurden – eine millionenteure und umstrittene Aktion. Per Helikopter hatten Artenschützer über fünf Jahre Giftköder auf der 3800 Quadratkilometer grossen Insel verteilt.
Mit Ratten und Ängsten verhält es sich ähnlich: Wenn man nicht gleich etwas dagegen tut, wird man sie später fast nicht mehr los.
Simon Jäggi (38) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner.
Wovor haben Sie Angst?
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