Die 25-jährige französische Feministin Pauline Harmange hat ein Manifest geschrieben mit dem Titel «Ich hasse Männer» («Moi les hommes, je les déteste»). Darin wird Männerhass als Akt der Emanzipation gepriesen, denn Männer stehen fürs Patriarchat, diktieren die Spielregeln und unterjochen Frauen.
Dieses Manifest hat etwas zu tun mit «toxischer Männlichkeit». Damit sind Männer gemeint, die sich aggressiv und frauenverachtend benehmen. Wegen dieses Benehmens sollen grundsätzlich alle Männer weniger männlich werden – in der Hoffnung, dass sie dann weniger toxisch sind. Männer sollen sich mehr wie Frauen benehmen.
Das Problem: Männer sind keine Frauen. Und sie werden nicht besser, wenn man sie dazu machen will. Abgesehen davon, dass die meisten Frauen gar keine weiblichen Männer wollen, sondern männliche Männer. Die Wahrheit ist: Schlechte, toxische Männer werden nicht gut, wenn sie aufhören, männlich zu sein. Sondern sie werden gut, wenn sie anfangen, nicht mehr toxisch zu sein. Mit anderen Worten: Wir brauchen nicht weniger männliche Männer, sondern mehr gute Männer.
Nur Feiglinge und Versager schlagen zu
Aber was ist das, ein guter Mann? Ich sehe das ganz traditionell: Ein guter Mann schlägt und missbraucht keine Frau, das machen nur jämmerliche Feiglinge und Versager. Ein guter Mann hat keine Angst, sich an eine selbstbewusste Frau zu binden, aber er lässt sich auch nicht von ihr kastrieren und bleibt ein Mann. Er übernimmt Verantwortung. Er ist treu, liebt und ehrt seine Frau, hält ihr die Tür auf, sorgt für die Familie, nutzt seine Kraft und Kampfeslust zum Guten, zum Schutz der Schwachen und zur Erreichung von Zielen, die der Familie und der Gesellschaft dienen.
Klingt das nach einem Mann, den Frauen hassen müssen? Ich hoffe nicht. Der Hass auf Männer, den es im radikalen Feminismus leider immer gegeben hat, ist die falsche Antwort auf ein echtes Problem: auf Männer, die Frauen verachten. Verachtung kann man aber nicht mit Hass bekämpfen, sondern nur mit dem Kampf für mehr Gutes, mit mehr Verständnis und Liebe. Hass ist etwas, was niemandem dient, auch nicht den Hassenden. In Anlehnung an eine Weisheit von Buddha (ca. 500 v. Chr.): «Jemanden hassen, das ist wie Gift trinken in der Hoffnung, dass der andere daran stirbt.»
Giuseppe Gracia (53) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. Sein neuer Roman «Der letzte Feind» ist erschienen im Fontis Verlag, Basel. In der BLICK-Kolumne, die jeden zweiten Montag erscheint, äussert er persönliche Ansichten.