Kolumne von Stefan Meierhans über vergoldete Leitungen
Der happigste Teil der Strompreise ist nicht die Energie

Die Stromversorgung in der Schweiz steht vor vielen Herausforderungen. Der Strom wird teurer, soviel wissen wir. Wie bleibt er bezahlbar? Der Preisüberwacher hat einen klaren Standpunkt: Das Vergolden alter Leitungen muss ein Ende haben.
Publiziert: 07.03.2022 um 09:05 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2022 um 14:53 Uhr
Fürstlich verzinst: Investitionskosten des Stromnetzes.
Foto: Keystone
Stefan Meierhans, Preisüberwacher

Der reine Strompreis – der Energietarif – entsteht durch Angebot und Nachfrage. Er macht aber nur rund 40 Prozent des Preises für die Kilowattstunde aus. Der grosse Rest besteht aus der Netznutzungsgebühr: Das ist der Preis für die Nutzung der Leitungen, die dafür sorgen, dass der Strom bei uns zuhause ankommt. Mit anderen Worten: Am meisten zahlen wir für die Netznutzung. Natürlich werden so auch der Betrieb und der Unterhalt der Netze den Endkundinnen und –kunden verrechnet.

Die Vergütung der Investitionskosten machte rund ein Viertel der Netznutzungsgebühr aus. Selbstredend ist der Bau eines Netzes teuer, doch der vom Bundesrat dafür festgelegte Zinssatz von 3.83 (!) Prozent erscheint in Zeiten von Negativzinsen sehr fürstlich – vor allem, wenn man bedenkt, dass das Geschäft nahezu risikofrei ist: Die Zahl der Waldhütten und Einsiedlerklausen ohne Stromanschluss, in denen Menschen dauernd leben, wird auch in Zukunft in der Schweiz überschaubar bleiben.

Ich habe bereits mehrfach Senkungen dieses überhöhten Strom-Zinssatzes beantragt. Seit mehreren Jahren werkelt das zuständige Departement, das UVEK, an deren Anpassung – bis dato ohne greifbares Ergebnis. Im Gegenteil: In regelmässigen Abständen wird die Angelegenheit nach hinten geschoben, während wir munter weiterzahlen.

Das Thema gewinnt an Dringlichkeit, da aufgrund der geplanten Abgabe zur Vermeidung einer Winter-Stromlücke höhere Strompreise drohen: Das UVEK schlägt vor, dass der Bund Kapazitäten von Stauseen reserviert und den Bau von Spitzenlast-Gaskraftwerken in Auftrag gibt. Beides soll dazu dienen, die Situation in einer Mangellage zu entschärfen.

Dass unsere Stromproduzenten nicht freiwillig in Kraftwerke und Reservekapazitäten investieren wollen, die vorwiegend ungenutzt brachliegen, erstaunt kaum. Vorgesehen ist deshalb ein weiterer Zuschlag auf dem Strompreis.

Würde korrigiert, was längst zu korrigieren ist, liessen sich die Massnahmen zur Versorgungssicherheit aber klar ohne Preiserhöhung finanzieren. Die Netznutzung wird angemessen entschädigt wird – und nicht vergoldet – und die Stromreserve wäre finanziert. Deal oder No Deal?

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