Sparen (Krankenkassenprämien!) müssen wir dringend – darüber herrscht landläufig Einigkeit. Am besten sind Einsparungen da, wo sie keine Auswirkungen auf die Gesundheit haben, sondern «nur» Preise reduzieren, die eh (viel) zu hoch sind.
Des einen Freud’ ist des anderen Leid: Den Labors bzw. ihrem Branchenverband ist dieses Ansinnen ein Dorn im Auge. Sie haben äusserst unwirsch auf meinen Bericht reagiert. Also habe ich nochmals nachgerechnet und kann hier und jetzt versichern: Die von mir ausgewiesen Preisdifferenzen stimmen. Mit den druckfrischen Zahlen von letzter Woche beträgt das Sparpotential 1.25 Milliarden Franken.
Schauen wir uns die Sache aus der Nähe an: Medizinische Laboranalysen sind weitgehend standardisierte und meist auch hochautomatisierte Leistungen. Dank der Digitalisierung werden selbst die Analyseresultate vielfach automatisiert erstellt. Menschen übernehmen immer weniger Aufgaben in diesem Umfeld. Das ist ein wichtiger Punkt, denn wir haben andere Löhne als das Ausland – aber eben auch weniger Ferien, längere Arbeitszeiten, tiefere Krankenstände.
Ein Blick auf unsere Exportbilanz offenbart, dass wir sehr wohl erfolgreich mit dem Ausland konkurrieren können. Schwierig wird es aber offenbar dann, wenn keine Anreize dazu bestehen, bzw. der Schweizer Markt abgeschottet ist, was für viele Gesundheitsleistungen der Fall ist.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Gründe für doppelt bis 4-fach so hohe Tarife finde ich auf weiter Flur keine. Auch der Branchenverband der Labors hat da offenbar Probleme, denn er führt unsere höhere Kaufkraft ins Feld. Etwas vereinfacht gesagt: Wir haben mehr Geld als andere, also sollen wir auch mehr zahlen. Aha.
Aus meiner Sicht wäre es zielführender, die Gründe der günstigen Auslandspreise genauer anzuschauen. In Frankreich und Deutschland hat man beispielsweise durch die Konzentration und Zentralisierung der Analysen die Effizienz steigern können mit der Folge, dass die Tarife dort stark gesunken sind. Das wäre durchaus auch bei uns denkbar.
Am Ende des Tages müssen wir wohl die Frage beantworten: Wollen wir zahlen, was die Dinge (in optimierten Prozessen) tatsächlich kosten oder wollen wir zahlen, was wir uns Dank vergleichsweise höheren Einkommen leisten können?