Kolumne von Stefan Meierhans
Hier setze ich mich für Sie ein

Seit der Kaufkraftkrise wird der Ruf nach dem Preisüberwacher lauter. Dabei wissen viele nicht so genau, was sie von mir erwarten können. Hier ein Einblick in meine Arbeit.
Publiziert: 25.09.2023 um 11:06 Uhr
Viele Digital Natives sind sich gar nicht mehr gewöhnt, am Automaten Billette zu kaufen – wegen Roaming-Gebühren können Online-Services im Ausland aber schnell teuer werden.
Foto: KEYSTONE/DANI TISCHLER
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Wirksamer Wettbewerb ist der beste Preisüberwacher. Und das ist auch bei uns – glücklicherweise – der Normalfall. Mich braucht es erst dann, wenn es keinen oder nur eingeschränkten Wettbewerb gibt. Aber auch wenn die öffentliche Hand Gebühren festlegt, bin ich regelmässig gefragt.

Ein grosser Teil meiner Arbeit ist fast unsichtbar, weil ich sie tue, bevor es für Sie spürbar wird oder, weil ich Einfluss auf komplexe Systeme nehme, die dann etwa durch mehr Effizienz kostengünstiger funktionieren. Das klingt abstrakt, deshalb hier ein paar Beispiele.

Gesundheitswesen

Ein Dauerbrenner bei mir ist das Gesundheitswesen. Angeregt und beeinflusst durch meine Empfehlungen wurde hier in den letzten fünf Jahren ein hoher dreistelliger Millionenbetrag gespart – jährlich wiederkehrend. Vieles davon durch Systemverbesserungen, aber es gab auch direkte Preissenkungen wie bei den Labortarifen – rund 140 Millionen Franken. Zufrieden bin ich noch lange nicht, denn im System stecken viele weitere unnötige Kosten und Fehlanreize. «Nöd lugg laa gwünnt», heisst hier die Devise.

Strompreise

Die Strompreise sind eine grosse Sorge. Auch hier tue ich, was in meiner Macht liegt: Ich habe dem Bundesrat empfohlen, die Berechnungsgrundlage für die Netznutzung anzupassen. Gemäss meinen Berechnungen liegt sie um Millionen zu hoch. Ausserdem empfehle ich allen Städten und Gemeinden auf Konzessionsgebühren für Stromleitungen im öffentlichen Grund zu verzichten – die Leitungen liegen ja bereits und verursachen keinerlei Kosten. Ob und was passieren wird – hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Öffentlicher Verkehr

Im öffentlichen Verkehr setze ich neu zusätzlich auf Prävention: Durch eine Methodenerweiterung werden künftige Preiserhöhungsansinnen nun durch rechnerische Obergrenzen weitgehend limitiert. Das aktuelle Preiserhöhungsbegehren habe ich in seiner ursprünglichen Form nicht akzeptiert. Grünes Licht gab es von mir erst nach deutlichen Reduktionen (12 Millionen Franken) beim 2.-Klasse-GA für Erwachsene und 25-Jährige. Ausserdem wird es neue Sparbillette mit Rabatten im Umfang von 37 Millionen Franken geben. Insgesamt haben meine Interventionen allen Reisenden über die letzten drei Jahren gegen eine Viertelmilliarde Franken gespart.

Jahresparkkarten

Um die motorisierten Einwohnerinnen und Einwohner besser vor zunehmend teuren Jahresparkkarten schützen zu können, habe ich ein Modell entwickelt, mit dem kostenbasiert die maximale Höhe der Jahresgebühr berechnet werden kann. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es zahlreiche Reaktionen seitens der Gemeinden gibt.

Post

Auch den grossen Preiserhöhungshunger der Post zügle ich immer wieder. 70 Millionen Franken weniger als gewollt ist das diesjährige Verhandlungsergebnis. Schaut man die letzten drei Jahre an, liegt der Spareffekt durch mein Eingreifen bei rund 150 Millionen Franken.

Treibstoffpreise

Um allfälligen Gierflations-Gelüsten bei den Treibstoffpreisen etwas entgegenzusetzen, hatte ich bei Ausbruch des Kriegs in der Ukraine und der damit einhergehenden Preiswalze an den Tankstellen vorgeschlagen, die Treibstoffpreise mittels einer App einem starken preisdämpfenden Wettbewerb auszusetzen. Der TCS griff das auf und entwickelte die Benzinpreis-Radar-App. Auch so konnte ich mein Ziel zumindest zum Teil erreichen.

Debit-Bankkarten

Das Preismodell der neuen Debit-Bankkarten war für Händler, die Produkte oder Dienstleistungen ab ungefähr 50 Franken aufwärts verkaufen, ein grosses Ärgernis. Ich habe mit dem Marktführer SIX (heute Worldline) eine Vereinbarung für Preisobergrenzen geschlossen. Diese Vereinbarung wird über ihre Laufzeit den betroffenen Händlern rund 20 Millionen Franken sparen und damit auch den Preiserhöhungsdruck zulasten der Endkonsumentinnen und -konsumenten mindern.

Wasser-, Abwasser und Abfallgebühren

Sehr wichtig, aber nahezu unsichtbar sind meine Aktivitäten bei den Ver- bzw. Entsorgungsgebühren. So habe ich beispielsweise allein im Jahr 2022 300 Einzelfälle bei den Wasser-, Abwasser und Abfallgebühren geprüft und vielfach auch Massnahmen empfohlen. Allein die direkt messbaren resultierenden Ersparnisse für die Verbraucherinnen und Verbraucher belaufen sich auf fast 12 Millionen Franken – jährlich wiederkehrend.

Daneben gibt es viele Einzelfälle, etwa die einvernehmliche Regelung mit den Schweizerischen Rheinhäfen, die den Transport preislich entlastet, Gebühren für Dokumente, die die Gemeinde ausstellt, oder Softwareprodukte, die aufgrund meiner Tätigkeit preislich entlastet werden. Alles in allem resultieren auch daraus jährlich Einsparungen.

In der Regel gelingt es, in stossenden Fällen Preise und Leistungen in ein angemessenes Verhältnis zu bringen oder Effizienz einzufordern, statt mehr Geld von der Kundschaft. Wenn Sie informiert sein wollen, was mein Team und ich für Sie tun, dann schauen Sie sich auf meiner Website um und/oder lesen Sie meinem Newsletter.


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