Kolumne von Stefan Meierhans
Ein wahrer Geldregen

Die Schweizer Immobilienpreise sind hoch und steigen vielerorts weiter. Was für eigenheimsuchende Familien schlimm ist, freut die Verkäufer und – je nach Kanton – auch die Notare.
Publiziert: 17.02.2025 um 18:04 Uhr
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Die Immopreise in der Schweiz steigen. So auch die Einnahmen bei den Notaren. Die Gebühren sind nämlich an den Verkaufspreis gekoppelt.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Seit Jahren gehen die Immobilienpreise hierzulande steil bergauf. Wer heute ein Eigenheim sucht, reibt sich nicht selten ungläubig die Augen, welche Summen da gefragt sind. Die einzigen Glücklichen in dieser Situation scheinen die verkaufswilligen Immobilienbesitzer zu sein. Dabei stimmt das nicht ganz: In manchen Kantonen bescheren die hohen Preise auch den verschreibenden Notaren einen wahren Geldregen, denn dort gilt: Je höher die Preise, desto mehr klingelt die Kasse.

Wie das sein kann, fragen Sie sich? In einigen Kantonen sind die Notariatsgebühren an den Wert der Immobilie gekoppelt. Ein Kaufvertrag für eine Wohnung, die 500’000 Franken kostet, wird günstiger beurkundet als der Kaufvertrag für eine Wohnung, die 800’000 Franken kostet. Gleiche Arbeit, unterschiedlicher Preis. Das lässt sich oftmals sachlich nicht begründen. Auch Kostenvorteile, die beispielsweise dadurch entstehen, dass ein Teil der Arbeit durch digitale Prozesse effizienter und schneller erledigt werden kann, fliessen in diese Methode nicht ein.

Ich fordere darum schon lange von Kantonen mit diesem Preismodell, dass sie den Preis stärker an die erbrachte Leistung koppeln. Der Kanton Waadt reagierte erfreulicherweise bereits 2016 und nun hat auch der Kanton Jura nachgezogen und ein umfassendes Reformpaket geschnürt. Auch das begrüsse ich sehr.

Zufrieden bin ich allerdings noch nicht. Denn es gibt immer noch einige Kantone mit Handlungsbedarf. So sehe ich weiterhin keine Anzeichen für Änderungen im Kanton Genf – dort sind die Notariatsgebühren schweizweit am höchsten. Auch in den Kantonen Bern und Wallis bräuchte es Anpassungen.

Mein Standpunkt ist: Hier geht es nicht nur um Verträge, sondern auch um Vertrauen – und das entsteht, wenn Preise in einem angemessenen Verhältnis zur Leistung stehen. Ich erwarte von allen Kantonen mit Handlungsbedarf, dass sie über die Bücher gehen.

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