Die hohen Gesundheitskosten machen es nötig, dass wir genau hinschauen – auch auf die Einkaufspreise von Spitälern. Deshalb hat mein Team die Einkaufspreise von häufig gebrauchten medizinischen Implantaten genauer unter die Lupe genommen und Erstaunliches festgestellt:
So kostet ein bestimmter (Einkammer-)Herzschrittmacher im Spital A 1200 Franken im Einkauf, im Spital B hingegen über 5400 Franken. Bei den orthopädischen Prothesen stach eine genau gleiche Knieprothese heraus, die in einem Spital noch nicht einmal für 1000 Franken und in einem anderen für 5700 Franken eingekauft wurde. Diese Preisunterschiede – im Umfang von Faktor 4.5 bzw. 6 – sind deutlich zu hoch, zumal wir auch bei anderen untersuchten Implantaten teils grosse Preisunterschiede fanden.
Warum sind die Unterschiede so gross? Da gibt es mehrere Gründe: Der Markt wird von wenigen grossen Anbietern dominiert – meist sind das multinationale Unternehmen, deren Preissetzung oft nicht transparent ist. Komplizierte Vertragsbedingungen machen es zusätzlich schwer, die Preise zu vergleichen. Eigentlich wäre ein direkter Zusammenhang zwischen der eingekauften Menge und den zu zahlenden Preisen zu erwarten. Diesen konnten wir aber nur im sehr geringen Umfang feststellen. Die grossen Preisunterschiede könnten darauf hindeuten, dass Hersteller die unterschiedliche Verhandlungsmacht und Zahlungsbereitschaft der einzelnen Spitäler ausnutzen. Denn die Spitäler sind hier wegen der herrschenden Intransparenz und der Komplexität der Angebote häufig im Nachteil. Darüber hinaus sind in der Schweiz, wie in vielen anderen Ländern auch, die Beziehungen zwischen den Anbietern medizinischer Implantate sowie den Chirurginnen und Chirurgen sehr eng, was den Wettbewerb in der Regel nicht fördert.
Die Schweizer Spitäler haben in den letzten zehn Jahren mehrere Massnahmen getroffen, um ihre Einkaufsprozesse zu optimieren. Trotzdem besteht aus meiner Sicht weiterer Handlungsbedarf, um regelmässig sehr gute Preis-Leistungsverhältnisse im Einkauf sicherzustellen. Für mehr Transparenz schlage ich die Schaffung eines nationalen Registers vor, das die tatsächlichen Einkaufspreise von Implantaten erfasst. Zudem sollten Lieferanten verpflichtet werden, ihre Preiskomponenten offenzulegen, damit den Spitälern mehr Informationen zur Verfügung stehen, um mit den Anbietern auf Augenhöhe zu verhandeln. Ausserdem sollte die Wahl der Implantate auf objektiven Kriterien basieren. Parallelimporte sollten gefördert und vereinfacht werden, damit allenfalls günstigere Optionen zur Verfügung stehen. Diese und weitere Massnahmen könnten nicht nur die Kosten senken, sondern auch dafür sorgen, dass alle Patientinnen und Patienten Zugang zu hochwertigen Implantaten zu fairen Preisen haben. Im Gesundheitswesen wäre es oftmals möglich, Kosten zu sparen und gleichzeitig die Qualität zu erhöhen. Genau das sollten wir tun.