Wenn du während mehr als fünf Jahrzehnten an jedem Lauberhornrennen dabei warst, aktiv oder passiv, dann kann man es auch mal auslassen! Dachte ich mir und flog nach Peking, um die Zukunft zu inspizieren. Die neuen Pisten für Olympia 2022 sind voll im Bau. Und ihm Fahrplan.
Das lief eigentlich ganz gut. Bis am Samstag um 19.30 Uhr chinesischer Lokalzeit. Da drehte ich fast durch. Zwei Stunden lang habe ich mit jedem Trick versucht, irgendwo, irgendwie das Rennen in Wengen mitverfolgen zu können.
Meine Bemühungen enden trostlos im Hotelzimmer vor meinem Laptop. Ich starre auf den Liveticker. Dominik Paris fährt los. Ich weiss, dass es nun rund 45 Sekunden geht zur ersten trockenen Zahleninformation.
Die einzigen Bilder, die ich habe, sind im Kopf. Kopfkino statt Livebilder. Ich sehe ihn in Gedanken über den Hundschopf fliegen, irgendwie blendet mich der Bildschirm. Es ist die Sonne, die sich in meinen Wunschvorstellungen ins Hotelzimmer schleicht. Und ich höre die Zuschauermassen, provoziert von der Klimaanlage in meinem sterilen Zimmer.
Svindal, Feuz! Und dann der immer stärker werdende Kriechmayr mit seinem enormen Potenzial. Das Rennen nimmt seinen normalen Verlauf.
Auch die Zwischenzeiten und die Tempomessungen. Die Bilder im Kopf werden im Verlaufe
des Rennens immer klarer.
Ausser bei den Ausfällen. Dann, wenn die Uhr einfach nicht mehr weiterläuft. Dann packt mich ein beklemmendes Gefühl. «Rennen unterbrochen», steht dann jeweils in der obersten Zeile. Und ich sitze hilflos da. Und als
es weitergeht, spüre ich die Erleichterung.
Dass Beat nicht gewinnen kann, habe ich relativ gut verkraftet. Aber das Lauberhornrennen nicht mitzuerleben, machte mich krank. Ich fühle mich wie ein Süchtiger auf Entzug.