Kolumne «So ein Ding!» von Lisa Feldmann
Es geht drunter und drüber!

Der Büstenhalter als Oberteil, der Unterrock als Cocktailkleid. Schöne Unterwäsche braucht sich nicht zu verstecken. Das wussten schon die mode- und selbstbewussten Frauen in «Sex and the City».
Publiziert: 20.03.2021 um 02:10 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2021 um 11:53 Uhr
Foto: zVg
Lisa Feldmann

Nach all den Monaten gehen einem langsam die Fernsehserien aus. Die guten kennt man schon, die nicht ganz so guten auch, sogar in ein paar richtig schlechte hat man hineingeschaut. Und noch immer ist nicht absehbar, wie lange noch wir unsere Abende ausschliesslich im Heimkino werden verbringen müssen.

Nur so ist zu erklären, dass ich letzte Woche auf die Idee kam, unsere alte DVD-Kiste aus dem Keller zu holen und den Laptop zu entstauben, jenes Modell, das tatsächlich noch ein Laufwerk hat, um diese silbrigen Scheiben abzuspielen.

Eine Auswahl von Familien- und Weihnachtsfilmen trat zutage, ein paar Klassiker, die längst in unseren Streamingdiensten angeboten werden – und «Sex and the City, The Complete Box». Als dann glücklicherweise letztes Wochenende kurz der Winter zurückkehrte, habe ich an einem Samstagnachmittag begonnen, die vierte Staffel (die beste unter insgesamt sechs) zu schauen und am frühen Sonntagmorgen befriedigt festgestellt: immer noch gut.

Wenn auch aus einer sehr anderen Zeit. New York als Sehnsuchtsort, auf den sich alle einigen können, gibt es nicht mehr. Wenn doch, lebt man jetzt in Brooklyn, nicht mehr in Manhattan, am besten aber gleich in Los Angeles. Beziehungen zwischen Menschen haben sich diversifiziert. Und mit Kolumnenschreiben wird niemand mehr reich genug, um sich einen begehbaren Schrank voller Manolo-Blahnik-Schuhe leisten zu können.

Okay, das war immer schon reine Fiktion.

Frauen ziehen an, was immer sie wollen

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Was mir allerdings so aktuell wie nie vorkam, war die lässige Art aller Protagonistinnen, Unterwäsche in allen Varianten rund um die Uhr zu tragen. Beinahe immer deutlich sichtbar, wurden Büstenhalter nicht selten gleich als Oberteil getragen und Unterröcke in Cocktailkleider umgewidmet. Das Interessante daran: Jedes dieser sorgfältig ausgewählten Dessous, abgestimmt auf die Temperamente der Frauenfiguren, war eine feministische Kampfansage.

Denn das ist vielleicht das wahre Vermächtnis dieser Serie: Frauen ziehen an, zeigen von sich oder verhüllen, was immer sie wollen. Kein Mann hat darüber zu entscheiden, keine Religion und auch keine gesellschaftliche Doktrin.

Deshalb freuen wir uns, dass bei Chanel und Dior, bei Jacquemus oder Sportmax Unterwäsche in diesem Sommer wieder Oberwasser hat.

Lisa Feldmann hat sich schon als Chefredaktorin der Zeitschrift «Annabelle» über die tiefere Bedeutung unserer alltäglichen Lifestyleprodukte Gedanken gemacht. Heute liest man darüber jeden zweiten Samstag hier und auf Instagram unter feldmanntrommelt. Zu hören ist sie im BLICK-Podcast «Bikini».

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