Kolumne «Geschichte»
Kann man Gold drucken?

Die Notenbanken drucken Papiergeld wie Konfetti. Kein Wunder, flüchten die Menschen in Krisenzeiten in Gold. Dabei war privater Goldbesitz lange verboten.
Publiziert: 23.07.2020 um 23:11 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2020 um 20:29 Uhr
Claude Cueni, Schriftsteller.
Foto: Thomas Buchwalder
Claude Cueni

Ende des 17. Jahrhunderts war Frankreich bankrott. Der Sonnenkönig Louis XIV. hatte für seine Kriege fast alle Rohstoffe aufgebraucht, es gab kaum noch Metalle, um Münzen zu prägen. Die Wirtschaft brach zusammen und die Bevölkerung hungerte.

Nach seinem Tod übernahm der lasterhafte Duc d'Orléans im Namen des noch unmündigen Ludwig XV. vorübergehend die Regentschaft und begeisterte sich für die Finanztheorien des schottischen Mathematikgenies und Womanizers John Law. Dieser war nach einem tödlich verlaufenen Duell nach Paris geflüchtet und erläuterte nun an den Spieltischen der High Society seine Theorie, wonach nur Geld aus Papier Frankreich retten könne. Das klang irre, denn damals entsprach der Wert einer Münze genau dem Wert des Metalls, das in dieser Münze steckt. Und nun sollte bedrucktes Papier einen Wert haben?

Drucken für den Krieg

Der Duc erlaubte John Law, seine Theorie in der Praxis zu testen. Das Experiment gelang. Die Wirtschaft wurde mit Unmengen Papiergeld angekurbelt, der Handel florierte, die Börse boomte, aus ganz Europa kamen Menschen, um am Wirtschaftswunder teilzunehmen. Doch als der Duc heimlich die Druckerpresse anwarf, galoppierte die Inflation davon, und wer es sich leisten konnte, rettete sich in Gold. Bis es verboten wurde.

In den USA durften bis 1971 nur Dollarnoten gedruckt werden, deren Gegenwert in Staatsgold hinterlegt war. Um den Vietnamkrieg zu finanzieren, hob Richard Nixon den Goldstandard auf und warf die Druckerpresse an. Der private Goldbesitz blieb bis 1974 verboten.

Weginflationierte Schuldenberge

Ungenügend gedecktes Papiergeld ist mittlerweile Standard. Wenn Politiker vor der Wahl Versprechungen machen, die gar nicht finanzierbar sind, und nach der Wahl die einfache Regel missachten, wonach man weniger ausgeben als einnehmen soll, flüchten die Menschen in Gold. Denn «Gold beschützt Eigentumsrechte». Das schrieb Alan Greenspan 1987. Nachdem er zum Vorsitzenden der US-Notenbank FED gewählt worden war, galt Gold plötzlich als «barbarisches Relikt».

Auch heute drucken Notenbanken Papiergeld wie Konfetti. Viele Menschen fürchten eine Weginflationierung der Schuldenberge und flüchten in Gold. Denn Gold kann man nicht drucken.

Claude Cueni (64) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Soeben erschien im Verlag Nagel & Kimche sein Thriller «Genesis – Pandemie aus dem Eis».

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