Kolumne «Der Alte»
Unter Militärs

Berufsmilitärs sind ein seltsames Völklein. Als Verteidigungsminister machte Ueli Maurer zweifelhafte Erfahrungen mit ihnen. Gut, dass mit Viola Amherd eine Frau den Laden übernommen hat.
Publiziert: 10.04.2019 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2019 um 00:13 Uhr
Helmut Hubacher, Ex-SP-Chef Schweiz.
Foto: Thomas Buchwalder
Helmut Hubacher

Kaum im Amt, muss VBS-Chefin Viola Amherd Führungspersonal ersetzen. Philippe Rebord, Chef der Armee, bis 2004 war er der Generalstabchef, hat ein kaputtes Hüftgelenk und tritt zurück. Ausbildungschef Daniel Baumgartner wechselt den Job. Amherd kann mit Nachfolgern ihrer Wahl kutschieren. Ihr bleibt erspart, was Ueli Maurer als Verteidigungsminister beklagte: «Ich werde hier von morgens bis abends angelogen.»

Maurer kann nur den damaligen Chef der Armee, André Blattmann, gemeint haben. Ein mittelmässiger Stratege, berüchtigt für seine Günstlingswirtschaft.

Berufsmilitärs leiden an Déformation professionelle. Sie werden für den Ernstfall ausgebildet, den sie immer nur simulieren. Zum Glück. Das wäre, als ob Journalisten bloss für eine Nullnummer schreiben müssten.

Gespenstische Sitzung

Den Militärs ersetzen Manöver den Krieg. In den 1970er-Jahren sind ein paar Hundert Panzer 68 beschafft worden, den die Fachkommission offiziell für «kriegsuntauglich» erklärte. Für Manöver taugten sie allemal.

Es war gespenstisch. Diese Sitzung im Bundeshaus bleibt unvergesslich. Generalstabschef Jörg Zumstein benahm sich in der Militärkommission, als ob er den Verstand verloren hätte. Mit der Aussage, die Schweiz würde einen Atomkrieg überleben. Ob das sein Ernst sei, motzte ich. «Natürlich», so der Gefragte. Die Schweiz habe die besten Zivilschutzanlagen. Irgendwann müssten wir «diese Löcher» verlassen, sagte ich. «In was für eine Welt kehrten wir zurück?»

Ist ein Lastesel kampffähig?

Der Mann kämpfte mit dem verzweifelten Schweigen. Da wusste ich, «unser» Generalstabschef ist ein Sicherheitsrisiko. Und ich begriff auf einmal, wieso Departementschefs diesen Laden immer wieder so schnell wie möglich einem Nachfolger übergaben.

SP-Nationalrätin Heidi Deneys habe ich als erste Frau in der Militärkommission erlebt. Sie brachte hohe Offiziere in Verlegenheit. Etwa mit der Frage, ob ein Infanterist, vollbepackt wie ein Lastesel, überhaupt noch kampffähig sei. Viola Amherd tut diesem Departement als erste Frau gut. Der Vertrauensbonus auf Vorschuss ist an Erwartungen geknüpft.

Helmut Hubacher (92) war von 1975 bis 1990 Präsident der SP Schweiz. Er schreibt 
jeden zweiten 
Mittwoch im BLICK.

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