In meinen 34 Jahren im Nationalrat erlebte ich acht Verteidigungsminister. Ihre Dienstzeit betrug im Schnitt bloss 4,25 Jahre.
1967 musste Paul Chaudet, der Chef des Eidgenössischen Militärdepartements (EMD), wegen des Mirage-Skandals zurücktreten. Der vom Parlament bewilligte Kredit für 100 Mirage-Kampfjets musste verdoppelt werden. Und reichte gleichwohl nur für 58 Mirages. Der Stückpreis hatte sich vervierfacht. Der VW wurde in einen Mercedes umgebaut. Es rollten Köpfe: EMD-Chef, Chef Armee, Luftwaffenkommandant usw.
Für Chaudet rückte Nello Celio nach. Der mächtige Wirtschaftsanwalt wechselte nach drei Jahren ins Finanzdepartement. Er sei doch nicht von Lugano nach Bern gekommen, um sich jeden Tag grün und blau zu ärgern, erklärte er mir.
Ihm folgte Rudolf Gnägi nach. Er blieb de jure neun Jahre EMD-Chef. Am liebsten spielte er im Bären mit seinen Generälen Skat. Faktisch überliess er ihnen das Kommando.
Ab 1979 hiess der EMD-Chef Georges-André Chevallaz. Als Finanzminister hatte er sämtliche Abstimmungen verloren. An der Pressekonferenz soll er nicht noch so blöd lachen, rüffelten ihn die Kollegen. Vergeblich. Dann wurde er ins EMD strafversetzt. Ein einmaliger Entscheid des Kollegiums. Dann hospitierten nach ihrer Wahl in den Bundesrat zwei Kurzaufenthalter: Jean-Pascal Delamuraz und Arnold Koller.
Kaspar Villiger passierte 1989 das Gleiche. Nur blieb er bis 1996. Und versetzte den langjährigen Generalsekretär Hans-Ulrich Ernst anderswohin. Er habe seit zehn Jahren den «Laden» geschmissen und könne sich ihm kaum mehr unterordnen. Mit Villiger regierte endlich ein Chef.
Dann übergab er den Schlüssel an Dölf Ogi. Der Kandersteger musste den neu gewählten Bundesrat Moritz Leuenberger als EMD-Chef verhindern. Moritz passe in die Oper, niemals in eine Kaserne, entschied die bürgerliche Allianz. Ruth Dreifuss trat noch so gerne an Ogi den Sport ab. Was ihn mit dem ungeliebten VBS versöhnte.
Nun also ist Viola Amherd Verteidigungsministerin. Das ist an sich ein Ereignis. Sie dazu: «Es wäre schade, wenn ich nicht im VBS gelandet wäre. Ich bin wirklich zufrieden.» Das habe ich zuvor nie gehört. Das kann ja heiter werden.
Helmut Hubacher (93) war von 1975 bis 1990 Präsident der SP Schweiz. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.