Kolumne «Alles wird gut»
Wer nimmt diese Krise am besten?

Ob man es pessimistisch oder optimistisch macht – jede Art, wie man die Corona-Krise zu bewältigen versucht, hat ihren eigenen Preis.
Publiziert: 17.05.2020 um 22:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2020 um 22:44 Uhr
Ursula von Arx, Autorin.
Foto: Thomas Buchwalder
Ursula von Arx

Wie garstig werden die Zeiten mit Corona noch werden? Und wie gehen Sie damit um? Sind Sie eher pessimistisch eingestellt? Gehören Sie zu denen, die sich das Schlimmste vorstellen, um ein bisschen Boden unter die Füsse zu bekommen?

Natürlich verlangt Ihnen diese Art der Krisenbewältigung Fantasie ab und Kraft. Denn ein Worst-Case-Szenario wappnet Sie vielleicht für die Zukunft, nicht aber für die Gegenwart. Sie hören den Namen des Virus und Ihre Lunge ringt um Sauerstoff. Sie denken an all die Leute, die bald arbeitslos durch die Strassen ziehen, und fragen sich, ob Ihre Haustüre ein neues Schloss braucht. Sie sehen den Kollaps kommen und bereiten sich darauf vor, Ihren Rasen in einen Kartoffelacker umzuwandeln. Auch auf den Balkon müssen Sie verzichten. Dort bringen sie Ihre Hühner unter. Oder wären Kaninchen ernährungstechnisch die bessere Wahl? Ihr Glück: So katastrophal wie Sie sich das auf uns Zukommende ausmalen, kann es gar nicht werden.

Diktatur des Händewaschens

Aber vielleicht sind Sie anders. Vielleicht verschafft Ihnen die Vorstellung, alles gehe den Bach runter, ja auch ein heimliches Vergnügen. Nicht aus Kälte, sondern aus Neugier lassen Sie sich fesseln von der wild gewordenen Angstwut der anderen. Derer etwa, die im Coronavirus eine weltweite Verschwörung wittern, angezettelt von Bill Gates, oder die als Widerstandskämpfer gegen die staatliche Diktatur des Händewaschens glauben, man könne eine Pandemie aus der Welt schaffen, indem man seine Angst in Wut auf jene verwandelt, die Massnahmen zur Eindämmung der Seuche beschliessen mussten. Ihr Glück: Zufrieden betrachten Sie den Wahnsinn der Welt – und dass Sie sich und ihre Überzeugungen einmal mehr nicht verändern müssen.

Happy End für fast alle

Oder vielleicht sind Sie auf Optimismus abonniert und überzeugt, dass bald alles wieder normal sein wird? Sie haben nur Angst vor der Angst. Und erklären allen Geschichten den Krieg, die Sie an klägliche Sorgen ketten wollen. Ihr Glück: Ihre Moral glänzt so unverknittert wie eh und je.

Und so scheint trotz aller Unsicherheiten, die die Corona-Krise begleiten, wenigstens eines sicher: Egal, ob Pessimist, Beobachter, Optimist – am Ende läuft diese Geschichte für fast alle auf ein Happy End hinaus. Alles wird gut.

Ursula von Arx sagt sich, sie sei eine Optimistin. Und kann alle verstehen, die sich etwas anderes sagen. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.

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