Das neue Zentrum des Feminismus in der Schweiz liegt in Egerkingen. Endlich nehmen Männer dieses Thema an die Hand. Und endlich geht es vorwärts. «Ja zu Frauenrechten!», fordert man mit vereinter Stimme. Man kämpft für ein «Gebot elementarer Gleichberechtigung».
Die Frauen müssen von der Burka befreit werden, im ganzen Land, per Verfassung, diese Initiative war bitter nötig. Zwar leben in der Schweiz keine 40 Frauen, die ihr Gesicht verschleiern, aber «wehret den Anfängen!», so der weise Rat aus Egerkingen.
Das Egerkinger Komitee ist hauptsächlich ein Klub von älteren weissen Männern. Männern wie Ulrich Schlüer, der 2003 als Nationalrat noch zu verhindern suchte, dass häusliche Gewalt in der Ehe zur Straftat wird (mit über 30 seiner SVP-Kollegen). Oder SVP-Nationalrat Walter Wobmann, für den Gleichstellung das «wohl überflüssigste Thema unserer Zeit» war und Kinderkrippen ein Unsinn, weil sich um die Erziehung der Kinder ja schon jemand kümmerte, die Frauen nämlich.
Diese alten weissen Männer sind ins Grübeln gekommen. Walter Wobmanns Bild von der Welt erlitt vor sechs Jahren einen ersten Riss, als eine SVP-Kollegin ihm eine Kita von innen zeigte. Als er rauskam, rieb er sich öffentlich die Augen: «Kinder nehmen keinen Schaden, wenn sie ein paar Tage die Woche dort verbringen.»
Blitzkrieg für die Unterdrücktesten
Männer wie Schlüer und Wobmann machen keine halben Sachen. Sie sind radikale Patrioten, radikale SVP-Politiker und jetzt, wo der Feminismus sie erfasst hat, radikale Feministen.
Sie beteiligen sich nicht am mühsamen Kampf für die Rechte aller Frauen, der Jahrzehnte dauert, bestenfalls zu kleinen Fortschritten führt und nie gewonnen werden kann. Das machen schon genug andere.
Schlüer und Wobmann und ihr Egerkinger Komitee führen einen Blitzkrieg für die Unterdrücktesten der Unterdrückten. Für Frauen, die sich nie frei bewegen dürfen, weil sie in «Stoffgefängnissen» leben. Die Egerkinger ertragen diese «Entwürdigung der Frau» nicht mehr und wollen dem «symbolisierten Ausdruck der Frauenunterdrückung endlich einen Riegel schieben».
Worüber also stimmen wir ab am 7. März? Über eine der verlogensten Kampagnen, die die Schweiz je gesehen hat. Über Männer, die ihre Abneigung gegen den Islam mit dem Gewande des Feminismus verhüllen. Alles werde gut.
Ursula von Arx stört sich am Anblick verhüllter Frauen. Aber an Politikern, die ihre wahren Motive verhüllen, stört sie sich noch viel mehr. Sie schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.