Die Schweiz hat gewählt. Und die Chancen stehen gut, dass sich nichts ändern wird: weiblicher – ja, grüner – ja, und bunt die Wälder, gelb die Felder, Blätter fallen, Nebel wallen, dieses Jahr und nächstes Jahr, immer wie immer, nur immer heisser und heisser und heisser.
Ist doch schön. Waren doch wunderschöne Herbsttage bisher. Korallen kaputt, Eisberge kaputt, Ernten kaputt, Hungersnöte, Wasserfluten, Feuersbrünste – aber nicht bei uns.
Bei uns gibt es nur schmelzende Gletscher, Hitzerekorde, Wassermangel. Bei uns ists gut. Unsere Weine werden süsser, Kakis, Kiwis und Karambole werden blühen und Ananas, Annonen, Apfelbeeren.
Verharmlosen, hoffen, unterwerfen
Dem Mantra der Erderhitzungswarner begegnen wir mit einem abwehrenden Lächeln: Wie oft schon wurde im Treibhausklima des Überflusses der Weltuntergang beschworen – durch Fast Food, Fernsehen, Aids, die Atombombe, das Ozonloch, Überzuckerung. Doch weiterhin werden Kinder geboren und Hunde, Phrasen werden gedrescht, Teddybären gekauft, und Netflix gibt es auch noch. Alles okay, alles wie immer.
Neben der Strategie der Verharmlosung und neben der Strategie der Hoffnung, persönlich verschont zu bleiben, wird der Horror auch gern überwunden, indem man sich ihm unterwirft: Kleinmütig steigern wir uns in die Überzeugung hinein, dass der Stall, den wir ausmisten müssten, einfach viel zu dreckig sei.
Es ist zwölf nach zwölf
Drakonische Massnahmen wären nötig, und zwar global. Wirtschaft, Wohlstand, Wachstum, unser ganzes Weissbrotleben – alles abhängig von fossilen Brennstoffen. Alles müsste grundlegend umgestaltet werden, und alle Regierungen und alle Menschen müssten sich vereinen für dieses eine Ziel: das langfristige Überleben auf diesem Planeten. Es ist zwölf nach zwölf.
Eben. Das schaffen wir nie. Gerade letztes Jahr mass man wieder einen neuen Rekord an global ausgestossenen CO2-Emissionen. Vergessen wir es also. Geben wir auf.
Spass wollen wir alle
Oder geben wir nicht auf. Auch wenn wir einen SUV fahren und immer noch Fleisch essen. Auch Klimakiller können mit Enthusiasmus gegen die Klimakatastrophe kämpfen. Auch Klimakiller können bei der neuen Truppe in Bern Druck machen für eine klimafreundliche Politik. Und Klimakiller sind wir alle. Und Spass wollen wir alle. Es gibt keine Hoffnung, ausser für uns. Alles wird gut.
Ursula von Arx geht immer wählen. Aber selten war sie so motiviert wie diesmal. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.