Langweilt Sie das manchmal auch? Immer diese schlaffen Provokationen, und trotzdem wird grossflächig darüber berichtet: BBC, «The Guardian», «Süddeutsche Zeitung», SRF, «Tages-Anzeiger», Watson – sie alle machten Alena Kate Pettitt zum Thema, die britische Frontfrau der Tradwifes, einer angeblich weltweiten Bewegung, die sich unter dem Hashtag #tradwife für eine traditionelle Rollenverteilung starkmacht.
Um das Hemd eines Mannes zu bügeln, braucht es nicht nur ein Bügeleisen, sondern auch jemand «Versklavten», der das Bügeleisen bedient. Es ist diese Denkweise, die toxisch ist in Alena Kate Pettitts braunen Augen. Denn hallo, sie fühlt sich nicht «versklavt». Sie verscharrt ihre eigenen Wünsche zwanglos, wenn der Preis einer glücklichen Ehe lockt. «Willst du eine glückliche Ehe, muss der Ehemann immer an erster Stelle kommen», twittert sie.
Tag und Nacht backen
Also bügelt sie seine rosa Hemden mit willigen Händen; wie sie sich auch gerne beim Zwiebeleinkaufen filmen lässt oder für die BBC-Frühstücksfernsehkamera vor einem Korb voller Wäsche posiert. Sie sagt, dass sie am liebsten Tag und Nacht backen würde, so viel Spass mache ihr das Backen. Und sie schreibt Bücher über die traditionelle Hausfrau; und sie postet und filmt und feiert sie und schlüpft in schwingende Röcke im Stil der Fünfzigerjahre und ist mit all diesen öffentlichkeitswirksamen Tätigkeiten natürlich vor allem eines nicht mehr, nämlich das, was sie propagiert: eine traditionelle Hausfrau.
Schuftende Frauen
Die gibts nicht, gabs noch nie. Es waren in der Geschichte der Menschheit nur wenige, die ihre Erfüllung einzig darin suchen konnten, ihren Gatten zu beglücken und auf sein Portemonnaie zu vertrauen. Meist schufteten die Frauen, im Haus, auf dem Acker, in der Fabrik, im Spital. Dass es viele gab, die dabei herablassend behandelt wurden und ausgebeutet, ist nicht neu. Ebenso wenig, dass es andere gab, die sich nicht als Opfer sehen mochten. In jedem Fall hat es lange gedauert, den Sprung vom Persönlichen zum Politischen zu vollziehen.
Schön, dass Frau Pettitt glücklich ist. Aber ihr Rezept ist keins für viele. Und die Emanzipation der Frau bleibt gekoppelt an die Emanzipation des Mannes – und umgekehrt. Alles wird gut.
Ursula von Arx war lange unentschieden: Soll man über Alena Kate Pettitt schreiben, soll man nicht, soll man? Man soll, entschied das Schneeglöckchen. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.