Sie haben recht: Anderen Leuten die Hand zu geben, ist echt nicht ganz sauber. Schliesslich berühren wir den ganzen Tag Dinge, die unzählige andere berührt haben, und fassen uns ständig ins Gesicht. Die Empfehlung der Behörden, mit dem Händeschütteln aufzuhören, war nur vernünftig, und es stellt sich in der Tat die Frage, warum man überhaupt wieder damit anfangen sollte.
Gleichwohl ist es verständlich, dass Ihre Vereinskollegen und -kolleginnen gern zur einstigen Normalität zurückkehren möchten. Wir alle sind froh, wenn wir die Pandemie endlich hinter uns lassen können, und die Wiedereinführung des Handschlags ist ein buchstäblich spürbares Symbol dafür.
Allerdings ist es Ihr gutes Recht, sich diesem Brauch endgültig zu verweigern. Sie brauchen auch keine langen Erklärungen abzugeben: «Ich fühle mich nicht wohl dabei» reicht komplett. Damit die Leute aber nicht blöd mit ausgestrecktem Arm vor Ihnen stehen, was tatsächlich unangenehm ist, können Sie ihnen zuvorkommen, indem Sie zur Begrüssung die Hände vor dem Herzen aneinanderlegen. Oder sich leicht verneigen. Oder freundlich mit der rechten Hand winken.
Falls das nun alles etwas skurril klingt und Sie befürchten, man könnte Sie für meschugge halten: Das ist bereits so. Sie haben sich schon mit der ersten zögerlichen Weigerung, jemandem wie früher die Hand zu geben, zur Aussenseiterin gemacht. Bestimmt schimpfen schon einige hinter Ihrem Rücken, Sie seien ein willenloses Opfer der Gesundheitsdiktatur und deren medialer Gehirnwäsche.
Aber lassen Sie die Leute denken und reden, was sie wollen. Sie sind in diesem Klub, um zu singen und nicht, um von allen verstanden zu werden. Ausserdem sind es nur wenige Personen. Die werden sich im Nu an Ihre kleine Neurose gewöhnt und sich anderen Skandälchen zugewandt haben.