Der Hypothekenmarkt ist in Bewegung. Die Zinsen steigen an. Das stellt Hausbesitzer vor eine Reihe von Fragen. Im BLICK-Live-Talk beantwortet VZ-Experte Lorenz Heim die wichtigsten Fragen der Leserinnen und Leser.
Phil: Was sind eigentlich meine Verpflichtungen, wenn ich eine Hypothek abschliesse?
Lorenz Heim: Wie bei jedem Kredit: Man muss Zinsen zahlen. Je nach der Höhe der Hypothekarschuld und der Höhe der Belehnung kann die Bank eine Amortisation der Hypothek verlangen.
Marco: Wenn ich das Geld hätte, um eine Immobilie zu kaufen, sollte ich trotzdem auf eine Hypothek zurückgreifen?
Es ist natürlich immer von Vorteil, wenn man nicht auf einen Kredit zurückgreifen muss. Doch hier stellt sich die Frage, ob ich auf der Bank eine höhere Rendite erziele, als ich Hypozinsen zahlen muss. Liegt das Geld auf dem Konto, dann lohnt sich die Hypothek nicht. Kauft man jedoch Wertschriften mit einer Rendite von zum Beispiel zwei bis drei Prozent, so lohnt sich die Hypothek. Allerdings muss man beachten, dass der Kurs der Wertschriften sinken kann.
Manuela: Es heisst immer, aus steuerlichen Gründen soll man die Hypothek möglichst stehen lassen. Stimmt das?Nur bedingt. Es stimmt, wenn die Rendite, die ich mit Wertschriften erziele, höher ist als der Hypozins nach Steuern. Wer nichts wissen will von Wertschriften, sollte nach Möglichkeit die Hypothek zurückzahlen. Steuern hin oder her.
Sören: Wir haben eine Festhypothek, die noch zwei Jahre läuft. Lohnt es sich, diese heute schon zu verlängern?
Es lohnt sich, wenn Sie sicher sind, dass die Zinsen stärker steigen werden, als das der Markt erwartet. Der Markt erwartet ja bereits heute steigende Zinsen. Die Bank wird Ihnen für die Festhypothek, die erst in zwei Jahren zu laufen beginnt, einen höheren Zins verlangen, als wenn die Festhypothek schon heute zu laufen beginnt.
Marion: Kann ich auf Immobilien im europäischen Ausland Hypotheken aufnehmen? In Spanien zum Beispiel.
Nein. Schweizer Banken vergeben nur Hypotheken in der Schweiz und allenfalls im grenznahen Ausland. Wenn Sie in der Schweiz eine Liegenschaft besitzen, so besteht allenfalls die Möglichkeit, die Hypothek auf der Schweizer Immobilie zu erhöhen und mit dem Geld das Haus in Spanien zu finanzieren. Das kann sich lohnen, da die Zinsen in der Schweiz tiefer sind als in Spanien.
Fabienne: Ich habe gehört, dass vielen Rentnern die Hypothek gekündigt wird, weil sie diese nicht mehr tragen können. Stimmt das?
Das kann durchaus vorkommen. Die Bank muss sicherstellen, dass man mit dem Einkommen die Hypothekarzinsen zu zahlen vermag. Dabei nimmt man nicht die heutigen Zinsen, sondern einen kalkulatorischen Zins von fünf Prozent. Sinkt nun im Alter das Einkommen, geht die Tragbarkeitsrechnung unter Umständen nicht mehr auf. Doch bevor die Bank die Hypothek kündigt, wird sie eine Herabsetzung der Hypothekarschuld verlangen.
Dani: Was ist besser, eine Hypothek bei einer Bank oder bei einer Versicherung?
Für eine Versicherung spricht, dass sie für langfristige Festhypotheken tiefere Zinsen anbieten. Dafür sind sie nicht sehr flexibel, wenn man mehrere Hypotheken, zum Beispiel eine Fest- und eine Geldmarkthypothek, abschliessen möchte. Anders als früher muss man im Gegenzug auch keine Versicherungspolice mehr kaufen. Die Versicherungen sind froh, wenn sie ihre Prämieneinnahmen zinsbringend anlegen können. Für sie sind daher Festhypotheken eine attraktive Anlage. Was natürlich nicht heisst, dass sie trotzdem versuchen, die eine oder andere Versicherung zu verkaufen.