Gopfried Stutz
Visana vergoldet eifrige Makler

Bei der Krankenkasse Visana kassieren Makler auch für die obligatorische Krankenpflegeversicherung üppige Boni. Die Krankenkassen distanzieren sich von der Aussage des Visana-Präsidenten Lorenz Hess.
Publiziert: 25.09.2017 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:15 Uhr
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Claude ChatelainKolumnist und Wirtschafts-Publizist

Was der «Kassensturz» am Dienstag enthüllte, wirft ein ­düsteres Licht auf die Kranken­kassen. Die Fernsehmacher präsentierten Dokumente, wonach die Visana nicht nur für Zusatzversicherungen ­üppige Boni zahlt, sondern auch für die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP). Bis zu 250 Franken gibts für einen Abschluss. Im Ex­tremfall kann die Provision 1250 Franken für einen einzigen Abschluss betragen, wenn die Vermittlerfirma genügend Kunden akquiriert.

Höchst ungeschickt von der operativen Visana-Führung, dass sie zu den Vorwürfen nicht persönlich Stellung beziehen wollte. Erst am Tag der Ausstrahlung stellte sich Visana-Präsident und BDP-Nationalrat Lorenz Hess doch noch den brisanten Fragen. Er sagte, diese Praxis sei branchen­üblich.

Branchenüblich? Das wäre der Hammer. Die Branche hat sich darauf geeinigt, Provisionen in der Grundversicherung auf 50 Franken zu beschränken. Doch Visana gehört zu ­jenen Kassen, die die entsprechende Vereinbarung gar nie unterzeichnet haben. Auch das wirft ein bezeichnendes Licht auf die Berner Krankenkasse. Als sie davon Wind bekam, dass ich in dieser üblen Sache recherchiere, rief mich der Sprecher an und erklärte, der «Kassensturz» hätte wichtige Fakten verschwiegen. Man lege Wert auf die Feststellung, dass die Visana für einen reinen OKP-Abschluss keine Provision zahle. Der Vermittler erhalte nur dann etwas, wenn er zusätzlich zur Grundver­sicherung auch eine Zusatzversicherung verkaufe.

Höhere Franchise, Höherer Bonus

Immerhin streitet Visana nicht ab, dass sie für höhere Franchisen einen höheren ­Bonus zahle. Jagd auf gute ­Risiken nennt man das. Schlimm genug. Atupri, CSS, Groupe Mutuel, Sanitas und Sympany versicherten mir schriftlich, dass sie sich an die Abmachung der 50 Franken hielten.

Die KPT verzichtet auf die Zusammenarbeit mit Vermittlern und «damit auch auf lästige und unerwünschte Telefonwerbung», wie sie mir wörtlich sagte. Auch die EGK arbeitet laut eigenen Angaben nicht mit Vermittlern zusammen.

Die Swica schreibt: «Wir vergüten für den Abschluss einer reinen Grundversicherung keine Provision. In Kombination mit einem ­Zusatzversicherungsprodukt zahlen wir maximal 45 Franken.»

Von wegen branchenüblich. Von den befragten Krankenkassen verfolgt einzig Helsana die unlautere Strategie der ­Visana, indem sie die Höhe der Entschädigung von der Höhe der Franchise abhängig macht. Wie viel Provision sie bezahlt, will mir Helsana dagegen nicht verraten. Es sei «wett­bewerbsrelevant».

Noch etwas: Wer sparen und somit die Zusatzversicherung auflösen will, hat nur noch eine Woche Zeit. Die meisten Zusatzversicherungen kann man nur auf Ende Jahr kündigen, unter Einhaltung einer dreimonatigen Kündigungsfrist.

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