Also doch. Der Swiss Market Index (SMI) hat es mit einiger Verspätung doch noch geschafft, seinen über zehn Jahre alten Rekordstand zu knacken. Da komme ich kaum umhin, den SMI als das bekannteste Börsenbarometer der Schweizer Börse näher zu betrachten.
Mein Kollege Christian Kolbe meinte letzte Woche, der SMI sei der falsche Leitindex. Der Swiss Performance Index (SPI) sei aussagekräftiger, weil er alle an der Schweizer Börse kotierten Gesellschaften umfasst und auch die Dividenden mitberücksichtigt. Recht hat er.
Kapitalisierungsgewichtet
Noch besser finde ich den Swiss Leaders Index (SLI). Denn der SMI wie auch der SPI sind kapitalisierungsgewichtet: Je grösser ein Unternehmen, desto stärker ist dessen Gewichtung im Index. Wobei als Masseinheit nicht der Umsatz zählt, sondern die Kapitalisierung. Sie ergibt sich aus dem Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl gehandelter Aktien.
Kapitalgewichtete Indices wären dann kein Problem, wenn die Unternehmen ähnlich hohe Börsenumsätze erzielten. Doch der Schweizer Aktienmarkt hat den Makel, dass er von drei Unternehmen dominiert wird: Nestlé, Novartis und Roche. Derzeit kommen die Big Three im SMI zusammen auf eine Gewichtung von knapp 53 Prozent. Sie war aber auch schon höher.
Vor der Finanzkrise gehörten auch die beiden Grossbanken zu den Schwergewichten: Ende 2006 hatten UBS und CS im SMI eine Gewichtung von 13,8 beziehungsweise 8,6 Prozent. Heute ist deren Gewichtung nur halb so gross. Der Absturz dieser beiden Aktien ist auch ein Grund, weshalb der SMI den Rekord erst jetzt zu knacken vermochte.
Übergewicht der Big Three
Um das Übergewicht der Big Three zu reduzieren, soll ihre Gewichtung im SMI auf 18 Prozent plafoniert werden. Noch überzeugender finde ich, die Gewichtung auf 10 Prozent zu begrenzen. Genau das hatte die Schweizer Börse Mitte 2007 getan und den genannten SLI lanciert. Er enthält die 30 grössten Titel, also die 20 SMI-Aktien plus zehn weitere Titel wie etwa Logitech, Schindler oder Sika. Wobei die Gewichtung der vier grössten Unternehmen auf 9 Prozent limitiert ist. Bei allen anderen darf die Gewichtung nicht höher sein als 4,5 Prozent. Dumm nur, dass kaum einer den SLI kennt.
Die Gewichtung zu kennen ist wichtig, weil mehr und mehr Privatanleger – wie übrigens auch Grossinvestoren – in Indexfonds investieren. In solchen Fonds sind die entsprechenden Aktien gleich gewichtet wie im Index. Und der grosse Vorteil von Aktienfonds besteht bekanntlich darin, dass man mit einem relativ geringen Vernögen an einer Vielzahl von Aktiengesellschaften beteiligt ist.
Kauft man also einen auf den SMI lautenden Indexfonds, so sind 53 Prozent des Vermögens in Nestlé, Novartis und Roche investiert. Diversifikation sieht anders aus. Beim Indexfonds, der den SLI abbildet, sind es dagegen vertretbare 27 Prozent.
Warum also vermochte der SLI trotz seiner Vorteile den SMI nicht als Leitindex zu ersetzten? Es nähme mich auch Wunder.