Gopfried Stutz über die Kosten bei Anlagefonds
Swisscanto konnte mich nicht bekehren

Die Höhe der inneren Kosten eines Anlagefonds kenne ich; die Qualität des Managementteams kann ich als Laie nicht beurteilen.
Publiziert: 27.10.2019 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2019 um 16:06 Uhr
Claude Chatelain, Kolumnist SonntagsBlick und Publizist.
Foto: Paul Seewer
Claude Chatelain

«Ich will Sie nicht bekehren.» Das sagte diese Woche Iwan Deplazes an einer Medienkonferenz. Der Leiter der Vermögensverwaltung von Swisscanto Invest hielt ein Plädoyer für aktives Investieren. Wohl wissend, dass seine Aussagen auf Skepsis stossen würden. Im Trend liegt passives Investieren.

Beim aktiven Investieren versucht ein Managementteam mit einer gezielten Auswahl von Wertschriften eine bessere Rendite zu erzielen als der zugrunde liegende Börsenindex. Beim passiven Investieren wird dagegen der Index eins zu eins nachgebildet. Das lässt sich mit Computerprogrammen kostengünstig bewerkstelligen. Deshalb haben passive Anlagevehikel tiefere innere Kosten die für die Bewirtschaftung eines Fonds anfallen und die Rendite schmälern. Auf den einschlägigen Faktenblättern werden sie als TER angegeben, Total Expense Ratio.

«Die Gebühren sind wichtig, aber nicht alles», meint Iwan Deplazes. Logisch: Wenn ein Anlagefonds auch nach Gebühren eine höhere Rendite erzielt als ein passiver, dann ist man mit dem aktiven gut bedient. Der Haken besteht aber darin, dass es einem Fondsmanager nur selten gelingt, eine Mehrrendite über längere Zeit zu erzielen.

Genau das bestreitet Swisscanto und stützt sich auf eine Studie, die im Rahmen einer Doktorarbeit einer ihrer Mitarbeiter erstellt wurde. «Mehrheitlich schaffen wir es, Mehrwert zu generieren – aber nicht immer», sagt Deplazes.

Ich bezweifle das. Schliesslich gibt es zig Studien, die genau das Gegenteil beweisen. Im Auftrag der «Finanz und Wirtschaft» untersuchte das österreichische Analysehaus e-fundresearch.com vor einigen Jahren, wie viele Fondsmanager es geschafft haben, den Vergleichsindex über fünf Jahre konsequent zu übertreffen: Von knapp 4600 untersuchten Aktienfonds gelang das lediglich in 33 Fällen.

Nach der untersuchten Zeitspanne und der Auswahl der analysierten Produkte wird man bei solchen Studien automatisch zu unterschiedlichen Resultaten kommen. Doch entscheidend ist der folgende Satz von Iwan Deplazes. Er sagte, dass die Gebühren nicht alles seien. Er sagte aber auch: «Es kommt auf die Qualität des Vermögensverwalters an.»

Das ist der springende Punkt: Die Höhe der inneren Kosten eines Anlagefonds kenne ich; die Qualität des Managementteams kann ich als Laie nicht beurteilen. Deshalb bleibe ich dabei: Bei der Wahl eines Anlagefonds achte man auf die Kosten.

Doch aufgepasst: Nicht alle Indexfonds sind günstig. Postfinance beispielsweise vertreibt Indexfonds von Pictet mit einer TER von 0,74 Prozent. Das ist definitiv zu hoch.

Ebenfalls diese Woche kündigte die Fondsgesellschaft Vanguard an, die Gebühren seiner Indexprodukte zu senken. Die 29 in der Schweiz zugelassenen Produkte sollen fortan im Schnitt nur noch 0,20 Prozent betragen.

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