Heute beginnen wir mit einem Test für Hausbesitzer. Nennen Sie Naturgefahren, die Ihr Haus beschädigen könnten: «Hagel, Hochwasser, Sturm, Erdbeben und je nach Standort etwa Erdrutsch oder Lawinen.» Das sind etwa jene Ereignisse, die einem spontan in den Sinn kommen. Entspannt können sich Eigenheimbesitzer im Wissen darum zurücklehnen, dass sie gegen Naturgefahren versichert sind, sei es – je nach Kanton – durch die kantonale oder eine private Gebäudeversicherung.
Schön wärs. Eines der genannten Ereignisse ist durch die gesetzlich regulierte Feuer- und Elementarschadenversicherung nicht gedeckt: Erdbeben. Obschon kein Mensch ernsthaft behaupten würde, beim Erdbeben handle es sich nicht um eine Naturgefahr.
Eine Ausnahme bildet der Kanton Zürich. Die Gebäudeversicherung des bevölkerungsreichsten Kantons deckt Erdbebenschäden bis zu insgesamt einer Milliarde Franken.
Die Eigenheimbesitzer der anderen Kantone können sich bei einem privaten Anbieter versichern. Doch nur etwa zwei bis drei Prozent der privaten Hausbesitzer tun dies. Vielleicht denkt sich der eine oder andere, dass Erdbeben eher in Italien Häuser zerstören, kaum aber in der Schweiz. Andere gehen irrtümlicherweise davon aus, dass Erdbebenschäden durch die Gebäudeversicherung gedeckt sind.
Nochmals andere werden sich sagen, bei einer Naturkatastrophe grösseren Ausmasses würde so oder so der Bund einspringen und mit Notrecht den Wiederaufbau bewerkstelligen. «Too big to fail» lautet dazu das Stichwort. Ich neige auch zu dieser Haltung. Wer zusätzlich zur obligatorischen Gebäudeversicherung auch noch Prämien für die freiwillige Erdbebenversicherung abgeschlossen hat, wäre in einem solchen Fall der Betrogene.
Bruno Spicher verneint dies. «Versicherungsleistung ist immer besser als Hilfe der öffentlichen Hand», sagt er mir. Der 57-jährige Berner ist Leiter der Nationalen Plattform Naturgefahren (Planat).
Alle Versuche, eine nationale Erdbebenversicherung einzuführen, wie vom Parlament verlangt, sind gescheitert. Hauseigentümer bleiben deshalb von höheren Prämien verschont. Doch immerhin sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um im Fall eines grösseren Erdbebens so etwas wie eine Schadenorganisation auf die Beine zu stellen. So will man in der Lage sein, die Schäden festzuhalten und die Gelder für den Wiederaufbau bedarfsgerecht zu verteilen. Und hier müssten laut Bruno Spicher jene begünstigt werden, die bereits ihrerseits eine private Erdbebenversicherung abgeschlossen haben. Bis Ende Jahr soll ein Vorschlag auf dem Tisch liegen.
Und noch etwas sagt Bruno Spicher: Würde in Basel die Erde derart schütteln, wie sie dies im Jahre des Herrn 1356 tat, so gäbe dies Schäden von 80 bis 100 Milliarden Franken.