Gopfried Stutz über Börsenprognosen 2020
Ich glaube an den Schwarzen Schwan

Die Börsenprognosen für 2019 waren nicht wirklich optimistisch. Schade. Die wichtigsten Börsenindizes stiegen alle um über 20 Prozent.
Publiziert: 30.11.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2021 um 17:38 Uhr
Claude Chatelain, SonntagsBlick-Kolumnist.
Foto: Paul Seewer
Claude Chatelain

Was können Anlegerinnen und Anleger von 2020 erwarten? Ich sag es Ihnen. Oder besser gesagt: Die Ökonomen der Banken sagen es Ihnen:

  • Eine Rezession ist unwahrscheinlich (Credit Suisse).
  • Keine Rezession in Sicht (ZKB).
  • Eine Rezession liesse sich vermeiden, die Risiken sind aber deutlich gestiegen (Aberdeen Standard Investment).
  • Die US-Wirtschaft schrammt 2020 an einer Rezession vorbei (St. Galler KB).
  • Die Weltwirtschaft dürfte 2020 leicht stärker wachsen (Global Sachs).
  • Die Weltwirtschaft wird 2020 schwächer wachsen (ZKB).
  • Tiefe und negative Zinsen in Europa werden anhalten und mehr schaden als nützen (Swiss Re).
  • Aktien bleiben die bevorzugte Anlageklasse (ZKB).
  • Wir gehen von einer positiven Entwicklung der Aktienmärkte aus.
  • An den wichtigen Aktienmärkten ist mit verhaltenen Renditen im einstelligen Bereich zu rechnen (Credit Suisse).
  • Wir sehen weiterhin Potenzial bei Aktien (Zuger KB).
  • Schweizer Grossfirmen sind vorzuziehen. Sie sind weniger stark vom starken Franken betroffen und dürften sich bei Marktturbulenzen robuster zeigen (Swiss Life). Im ersten Halbjahr 2020 wird eine Rendite von 5 bis 10 Prozent für Aktien aus Schwellenländern erwartet (UBS).

So viel zu den Prognosen 2020. Wer aber erinnert sich noch an die Vorhersagen für 2019? Sie waren nicht wirklich optimistisch. Schade, denn SMI, Euro Stoxx 50, Nasdaq oder auch der Dow Jones stiegen seit Anfang Jahr alle um über 20 Prozent.

Was mich betrifft: Ich glaube an den Schwarzen Schwan. Der libanesische Philosoph Nassim Taleb beschreibt in seinem Buch «Der Schwarze Schwan», wie die wirklich bahnbrechenden Ereignisse nicht vorausgesagt wurden. Hätte es jemand am 10. September 2001 für möglich gehalten, dass tags darauf zwei Passagierflugzeuge die Zwillingstürme an der Wallstreet zerstören würden? Hat jemand 1988 prophezeit, dass ein Jahr später die Berliner Mauer Geschichte sein wird? Wer hat uns in den Achtzigerjahren erklärt, wie in wenigen Jahren das Internet die Welt verändern wird? Vor zwei Jahren hat auch niemand prophezeit, dass ein Teenager eine Welle der Entrüstung auslösen könnte, die weltweit für Schülerstreiks, Demonstrationen und hierzulande an den zurückliegenden Parlamentswahlen für einen historischen Grün-Rutsch sorgen würde.

All das fand man weder in der Kristallkugel noch in den Modellrechnungen der Ökonomen. Es sind dies einschneidende Ereignisse, die das Weltgeschehen markant beeinflussten.

Bis ins 17. Jahrhundert waren Schwarze Schwäne in Europa unbekannt. Dann entdeckte man in Australien mit vollem Erstaunen, was damals als unwahrscheinlich galt – eben Schwarze Schwäne. So entstand die Metapher des Schwarzen Schwans.

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