Am 23. Februar schrieb mir eine Leserin Folgendes: «Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit der Bank. Sie empfahl mir, einen Teil des Geldes auf dem Vorsorgekonto Sparen 3 in den speziellen Vorsorgefonds umzuschichten. Wie beurteilen Sie dieses Produkt?»
Das Beratungsgespräch hatte zu einer Zeit stattgefunden, als Corona für eine Biermarke stand. Die Aktien waren damals über 30 Prozent teurer als heute.
Banken sind nicht karitativ unterwegs. Sie wollen – und ihre Berater müssen – Geld verdienen. Das tun sie, indem sie Kundinnen und Kunden, die mit Wertschriften nicht vertraut sind, zum Beispiel Vorsorgefonds schmackhaft machen.
Vorsorgefonds heissen sie deshalb, weil sie im Rahmen des steuerbegünstigten Sparens 3a eingesetzt werden. Solche 3a-Fonds sind strengeren Vorgaben unterworfen als herkömmliche Anlagefonds. Je nach Risikoneigung wählt man einen höheren oder tieferen Aktienanteil.
Ich antwortete der Frau gleichentags, dass ich ihre Frage gerne im «Gopfried Stutz» thematisiere, sobald ich dazu komme. Vorab nur Folgendes: «Vielleicht erzielen Sie mit einem Vorsorgefonds eine höhere Rendite, als wenn Sie das Geld auf dem Konto 3a lassen. Vielleicht aber auch nicht. Ich selber bin skeptisch, wie immer. Das heisst aber nicht, dass ich auch recht habe. Jedenfalls besteht aus meiner Sicht kein Grund, irgendetwas zu überstürzen.»
Zumindest was das Überstürzen betrifft, wird mir wohl niemand widersprechen.
Und heute? Heute würde ich das Gleiche schreiben. Aber eines ist so sicher, wie eins und eins zwei gibt. Die heute gekauften Vorsorgefonds werden eine höhere Rendite erzielen als solche, die vor dem 23. Februar gekauft wurden.
Noch etwas muss man wissen: Die Leserin und ihr Mann werden in acht Jahren pensioniert. Je länger die Laufzeit, desto grösser die Wahrscheinlichkeit einer positiven Rendite. Steht die Pensionierung in zwei oder drei Jahren bevor, ist der Kauf solcher Fondsanteile nicht zu empfehlen. Mit dem Geld auf dem Konto 3a sollte man nicht spekulieren.
Vorsorgefonds können sinnvoll sein, wenn die Pensionierung in weiter Ferne liegt. Bei Aktienanlagen spricht man von zehn Jahren. Nimmt man solche Empfehlungen ernst, sollte man die Fonds ein paar Jahre vor dem AHV-Alter verkaufen. Sonst läuft man Gefahr, die Fondsanteile mit Verlust verkaufen zu müssen, sofern es kurz vor der Pensionierung an der Börse kracht. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Kurse auf Rekordhöhe segeln, wie das eben erst vor Ausbruch der Corona-Krise der Fall war.
Ich höre immer wieder aus meinem Umfeld, wie man von seiner Bank dazu ermuntert wurde, das 3a-Geld in Vorsorgefonds zu investieren. Ich habe aber noch nie gehört, dass ein Banker einem Kunden mit 60 oder mehr Jahren angeraten hätte, seine 3a-Fonds zu verkaufen.