Leser K. aus Lyss aus dem Kanton Bern, vor 49 Jahren geboren, ist seit vielen Jahren bei der CSS halbprivat versichert. Die Jahresfranchise beträgt 1000 Franken.
Bis 2016 hatte er die Zusatzversicherung nie beansprucht; dennoch stieg die Prämie kontinuierlich an. Im laufenden Jahr musste sich K. einer Leistenoperation unterziehen und dabei zwei Nächte im Spital verbringen. Ein Fall für die Spitalkostenzusatzversicherung, sagt er sich. Schliesslich hat er jahrelang für diesen Versicherungsschutz bezahlt. Die Operation kostete 2525 Franken; die 1000 Franken Franchise bezahlte er selber; die restlichen 1525 Franken liess er sich von der CSS vergüten.
Grosse Augen machte der 49-Jährige, als die neue Police im Briefkasten landete: Die Monatsprämie steigt um 45 Prozent von 160 auf 233 Franken. Der Grund dieses drastischen Prämienanstiegs begründet die CSS mit dem Leistungsfreiheitsrabatt, der wegen dieser OP für drei Jahre von 50 auf 25 Prozent reduziert wurde.
Was ihm die CSS nicht sagte: K. hätte lieber die gesamten Operationskosten selber bezahlt. Verliert er die Hälfte des Leistungsfreiheitsrabatts, zahlt er Monat für Monat 66 Franken mehr Prämie. Man rechne: pro Jahr sind das 792 Franken, auf drei Jahre 2376 Franken. Die Mehrprämie übersteigt also die gesamten Operationskosten um satte 851 Franken. «Die CSS wollte mit meiner Operation Geld verdienen. Das ist ein Skandal», empört sich der Lysser.
Nun, der Mann kann selber auch rechnen. Er wird jetzt der CSS die 1525 Franken zurückzahlen, um künftig weiterhin vom 50-prozentigen Leistungsfreiheitsrabatt profitieren zu können. Und er wird in Zukunft nur dann die Zusatzversicherung belasten, wenn die Spitalkosten mehrere tausend Franken betragen werden.
Wohl ist ihm dabei nicht. Da zahlt man jahrelang Prämien, und doch kommt es unter dem Strich günstiger, die Kosten für die Operation vollumfänglich aus dem eigenen Sack zu bezahlen. Der Leser fragte mich um Rat: Die Halbprivatversicherung kündigen will er nicht, weil ihm die freie Arztwahl wichtig ist. Zu einem anderen Anbieter wechseln kann er nicht, weil er wegen eines chronischen Rückenleidens die erforderliche Gesundheitsprüfung kaum bestehen würde.
Ich wusste ihm keinen Rat. Nur so viel: Für Halbprivatversicherungen gab es bisher zwei Verkaufsargumente: Freie Arztwahl und Zweitbettzimmer. Nun muss man aber wissen, dass Vierer- oder Sechserschläge immer seltener anzutreffen sind. Neubauten haben nur noch Zweibett- oder Einerzimmer. Damit kommen mehr und mehr Grundversicherte ohne Spitalversicherung in den Genuss des gleichen Komforts wie Zusatzversicherte. So gibt’s statt zwei nur noch ein Verkaufsargument, die freie Arztwahl, ohne dass dadurch die Prämien günstiger geworden wären – im Gegenteil.