Der offizielle Zins einer fünfjährigen Festhypothek beträgt bei der Migrosbank 1,08 Prozent; bei der Credit Suisse 1,2 Prozent und bei Postfinance 1,15 Prozent.
Postfinance? Da war doch was. Richtig: Anfang September gab der Bundesrat bekannt, er wolle Postfinance erlauben, künftig «auch Hypotheken und Kredite anzubieten». Denn gemäss dem Postorganisationsgesetz dürfe Postfinance keine Hypotheken an Dritte vergeben.
Die Formulierung des Bundesrats ist irreführend: Postfinance bietet schon seit 2003 Hypotheken an – und zwar mit einem Volumen von knapp sechs Milliarden Franken. Sie tut dies leider nicht mit eigenem Kundenvermögen, sondern mit fremdem. Das Geld, das sie dem Eigenheimbesitzer überweist, stammt entweder von der Valiant Bank oder der Münchner Hypothekenbank. Bilanztechnisch bedeutet dies, dass Postfinance das vermittelte Hypothekarvolumen nicht in den eigenen Büchern führt.
Für Postfinance ist das nur mässig interessant. Sie sitzt auf 120 Milliarden Kundenvermögen, das angelegt sein will – und zwar möglichst sicher. Deshalb wäre es für den Staatsbetrieb höchst willkommen, einen Teil dieser Milliarden in Form von Hypothekardarlehen den Grundstückbesitzern zur Verfügung zu stellen und dafür einen marktgerechten Zins zu erwirtschaften.
Logisch, dass die Banken wenig Freude haben, wenn ein neuer Marktteilnehmer den Wettbewerb anheizt. Sie sagen zwar jeweils, Wettbewerb sei gut. Doch wenn dann ein neuer Player auf den Plan tritt, dann ist ihre liberale Grundhaltung plötzlich zweitrangig.
Auch bürgerliche Politiker scheuen sich nicht davor, den Wettbewerb heilig zu sprechen. Konsequenterweise haben auch sie Vorbehalte gegenüber einem Einstieg von Postfinance ins Hypothekengeschäft. Sie sagen, wenn Postfinance mit der Vergabe von Hypotheken eine vollwertige Bank werde, müsse sie privatisiert werden. Es sei nicht Aufgabe des Staats, eine Bank zu führen. Ordnungspolitisch sei das nicht vertretbar.
Gegenfrage: Ist es Aufgabe des Staats, private Banken zu retten? Genau das mussten wir vor zehn Jahren bei der UBS tun. In der Zwischenzeit wurden zwar die Eigenmittelvorschriften verschärft. Dennoch kann uns niemand garantieren, dass eine ähnliche Hilfsaktion sich nicht wiederholen wird. Allein deshalb, weil die beiden Grossbanken immer noch «too big to fail» sind, zu gross, um fallen gelassen zu werden.
Aymo Brunetti, zuvor Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Seco und heute Ökonomieprofessor an der Uni Bern, sagte jüngst in einer Fernsehdebatte, Too-big-to-fail-Banken seien Ausdruck eines Marktversagens. Er wird es wissen.
Soll also niemand kommen und sagen, eine Staatsbank würde den Markt verzerren. Er ist bereits von privaten Finanzkolossen verzerrt worden.