«Geld musst du haben und nicht davon reden.» Das sagte diese Woche der Selfmade-Millionär Hans «Hausi« Leutenegger im Interview mit «Cash».
Nun, bei mir verhält es sich gerade umgekehrt: Ich werde an dieser Stelle Woche für Woche über Geld reden – über die erste, zweite, dritte Säule, über Finanzanlagen, Versicherungen, Steuern, Krankenkassen. Und diesmal ausnahmsweise auch über Football. Denn heute Abend werden nicht nur leidenschaftliche Fans des American Football nach Houston blicken, sondern auch hoffnungsfrohe Börsianer. In der texanischen Metropole wird diese Nacht der Super Bowl ausgetragen, das Endspiel im American Football. Für Börsianer ein anlagestrategisches Highlight. Je nachdem, wer gewinnt, werden die Aktienkurse an der Wallstreet steigen oder fallen.
Investoren, das sei verraten, werden mit den Atlanta Falcons jubeln. Doch sollten die New England Patriots den Super Bowl gewinnen, so wird an den Aktienmärkten Trübsal einkehren. Dann, liebe Anleger, Hände weg von Aktien! Wenigstens von US-Aktien. Das besagt der sogenannte Super-Bowl-Indikator.
Demnach werden die Kurse steigen, wenn der Gewinner der National Football Conference (NFC) siegt. Das wären in diesem Jahr die Atlanta Falcons. Gewinnt hingegen das Team der American Football Conference (AFC), also die New England Patriots mit dem legendären Spielmacher Tom Brady, dann ist mit sinkenden Kursen zu rechnen. Der Super-Bowl-Indikator lag bis 2016 in 39 von 49 Fällen richtig. Das gibt die traumhafte Trefferquote von 80 Prozent. Ökonomen erblassen vor Neid. Nicht mal Mike Shiva kann da mithalten.
Nun werden Sie vielleicht sagen: Das ist doch Hokuspokus. Recht haben Sie! Und doch eine Gegenfrage: Wie nennt man das, wenn Ökonomen und Aktienanalysten ihre Prognose abgeben?
Am Vorabend der US-Präsidentenwahl sagte Paul Krugman, ein Wahlsieg Trumps werde einen Börsencrash auslösen. Krugman erhielt 2008 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Professor der Elite-Universität Princeton war mit seiner Einschätzung bei weitem nicht allein. Doch wie man weiss, hielten sich die Anleger nicht ans Drehbuch der Auguren. Die Kurse von US-Aktien stiegen nach der Wahl innert weniger Wochen um zehn Prozent. Harvard-Professor Kenneth Rogoff meinte sarkastisch: «Anlegerinnen und Anleger, die sich auf Krugmans Einschätzung verliessen, haben viel Geld verloren.»
Ähnlich daneben gelegen sind die Auguren beim Brexit. Das hindert sie natürlich nicht daran, im Nachhinein wortreich zu erklären, weshalb die Aktienkurse trotz des überraschenden Verdikts der Briten wieder in die Höhe klettern.
Und wenn wir schon beim Thema sind: Fragt ein Anleger seinen Anlageberater: «Ist jetzt wirklich all mein Geld weg?» – «Nein, nein, das ist doch nicht weg. Es gehört nur jemand anderem.»
Claude Chatelain ist Wirtschaftsjournalist mit jahrzehntelanger Erfahrung und Spezialist für Fragen zur sozialen Vorsorge. Ab sofort schreibt er für SonntagsBlick die Kolumne «Gopfried Stutz!».