Hans Schmocker amtete lange Jahre als Pfarrer in Lützelflüh, dort also, wo einst auch Jeremias Gotthelf Gottes Wort verkündet hat. Inzwischen ist Pfarrer Schmocker pensioniert und lebt in der Berner Altstadt. Vor sein Fenster im 1. Stock hatte er kürzlich eine Fahne mit dem Logo des Frauenstreiks gehängt – und damit offenbar den Zorn eines Passanten erregt: Die Fahne wurde heruntergerissen.
Der Frauenstreik vom kommenden Freitag bringt die Herren der Schöpfung in Wallung. Auf der Website des «Tages-Anzeigers» haben sich diese Woche viele Leser Luft verschafft. Einer schreibt: «Immer mehr Männer durchschauen eure perfide Doppelmoral.» Überhaupt, meint ein anderer, «ist diese Demo überflüssiger als ein Krebsgeschwür».
Meine Kolleginnen Dana Liechti und Aline Wüst haben im SonntagsBlick von letzter Woche berichtet, warum sich Frauen in der Arbeitswelt diskriminiert fühlen. Sie berichteten von Putzfrauen, Pflegerinnen und Kita-Angestellten. Sie schrieben über prekäre Arbeitsverhältnisse, schlechte Löhne und fehlende Wertschätzung.
Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann hat derweil eine Liste mit Links zu Studien und Statistiken zum Thema häusliche Gewalt publiziert.
Man erfährt hier etwa: 2018 wurden in der Schweiz 18'522 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt registriert. Im Vorjahr waren es noch deren 17'024. In neun von zehn Fällen geht die Gefahr vom Mann aus. Die Zahl der getöteten Ehefrauen, Lebenspartnerinnen, Ex-Ehefrauen und Ex-Lebenspartnerinnen stieg gegenüber dem Vorjahr von 21 auf 27.
Anders gesagt: Alle zwei Wochen wird in der Schweiz eine Frau von ihrem Partner umgebracht.
Man muss keine Feministin sein, um da zu erschrecken. Wie kann angesichts solcher Zahlen überhaupt jemand auf die Idee kommen, man dürfe diese Missstände nicht öffentlich anprangern? Jeder Mensch – ob Mann, ob Frau – muss auf ein Ende solcher Missstände drängen!
Aber muss dies mit einem Streik passieren? Dieser Punkt sorgt vielerorts besonders für Empörung. «Warum können die Frauen nicht am Samstag streiken?» fragt jemand in einem Leserkommentar auf «20 Minuten online». «Ach, das habe ich vergessen, da würde ja die wertvolle Freizeit draufgehen.»
Interessanterweise werden die meisten dieser Leser-Beiträge während der Bürozeiten verfasst. Bislang zumindest sind mehr Arbeitsstunden durch die Kritik am Frauenstreik verloren gegangen als durch den Streik an sich.
Und ganz gewiss wird beispielsweise während einer Fussball-WM noch viel mehr Arbeitszeit zweckentfremdet. Weil dann nämlich alle männlichen Mitarbeiter Spiele gucken, anstatt selber eine Leistung zu erbringen.
Im Übrigen steht für den kommenden Freitag kaum zu befürchten, dass die Streikfrauen johlend und biertrinkend durch die Strassen ziehen, in Hauseingänge urinieren und Züge verwüsten - so wie es vor und nach Spielen der Schweizer Fussballmeisterschaft von männlicher Seite immer wieder vorkommt.
In diesem Sinne: Wer den Zielen des Frauenstreiks – trotz deren Berechtigung – nach wie vor skeptisch gegenüber steht, sollte wenigstens entspannt bleiben.
Entspannt zeigt sich übrigens auch Hans Schmocker. Der pensionierte Pfarrer hat sich eine neue Frauenstreik-Fahne besorgt. Sie hängt nun ein Stockwerk höher.
Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.
Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.
Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»
In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.
Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.
Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/
Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.
Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.
Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»
In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.
Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.
Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/