Fix zur Gesellschaft
Um jedes Nüssli muss man betteln

Unsere Autorin war gerade in Italien und schwärmt vom Aperitivo mit Aperol Sprizz und Snacks aufs Haus. Zurück in Zürich erlebt sie wieder die Knausrigkeit in den Schweizer Bars, wo man den Nussmix kaufen muss.
Publiziert: 06.07.2019 um 11:20 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
Alexandra Fitz

Es liegt wohl in der Natur der Sache. Nach den Ferien schwärmt man, was doch ausser Landes viel besser ist als zu Hause. Netter, günstiger, schöner. Und in den ersten ­Tagen und Wochen zieht man Vergleiche, ärgert sich und wünscht sich das Ferienparadies vor die Haustür. ­Natürlich kommt die Belastung dazu, dass man wieder in den Stollen arbeiten geht – obwohl man sich gerade jetzt, so im ­Ferienrausch, gut vorstellen könnte, alles hinzuwerfen. So «dolce far niente» halt (Chef, überlies das einfach!).

Also in Italien an den prächtigsten Plätzen sitzen, an ­einem Tischchen einen Schieber schieben, einen leucht­orangen Sprizz bestellen – und dazu ein halbes Nachtessen serviert bekommen. Ein Schälchen Salzchips ist das wenigste, was man in Italien zum Aperitivo hingestellt bekommt. Viel öfter werden Oliven, kleine belegte Brote oder Salami und Käse gereicht. Hübsche Häppchen auf kleinen Holzplättli assortiert. «Cicchetti» genannt. Und hier ist noch gar nicht die Rede von den bereitgestellten Happy-Hour-Aperitivo-Buffets, an denen man sich am frühen Abend in sämtlichen Bars ­bedienen darf. Die Rechnung geht auf – der Gast ist zweifellos viel eher gewillt, noch einen zweiten Aperol Sprizz zu ­bestellen. Das richtige Mischverhältnis übrigens gemäss einem Barchef in Venedig – und der Kult wurde ja notabene im Veneto geboren: 3 Sekunden Aperol, 2 Sekunden Prosecco, 1 Sekunde Wasser.

Dann ist Basta Italia
und wieder Stollenzeit. Um noch ein bisschen im Ferienmodus zu verweilen, setzt man sich dann in eine hippe Bar nah am Wasser und bestellt einen Sprizz. Der knallige Drink wird doch auch im Zürcher Sommer was hermachen. «Wir haben nur Champagner und machen den Aperol deshalb mit Champagner. Dann wär der Aperol 20 Franken», ­erklärt der Kellner. Es herrscht ­betretene Stille. Ich meinte, er müsste meine Gedanken ­hören: Wotsch mi verarsche, du Lackaff? Champagner in allen Ehren, man mischt doch nicht 3 Sekunden ­Likör und 1 Sekunde Mineralwasser mit Schampus – und ­blättert für den orangen Edel­aperitif ­einen roten Zwanziger hin?
 
Die zwei bestellten ­Gläser Rosé werden ­serviert. Natürlich ohne Snack. Aber auf der Karte – daaa gibts einen Nussmix für 7 ­Franken.

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