Fix zur Gesellschaft
Packt doch mal euer Handy weg!

An Hochzeiten oder Konzerten macht unsere Autorin kaum Handyfotos. Sie will sich auf den Moment konzentrieren. Konzentriert hat sich auch eine amerikanische Hochzeitsfotografin, doch ein Gast versaute ihr das Bild. Auf Facebook lässt sie gerade ordentlich Dampf ab.
Publiziert: 28.07.2019 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:12 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

«Machst du Fotos?», fragt mich meine Freundin. Wir stehen vor dem Stadthaus und warten auf unsere Freundin, die sogleich als verheiratete Frau heraus­treten wird. «Nein, ich mach keine.» Das hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund: Sie wird nur ein Mal da rauslaufen – und das will ich mit eigenen Augen ­sehen. Nicht auf einem Bildschirm. An ihr Strahlen, an ihr Gesicht, als sie uns Überraschungsgäste ­­ erblickt, und an ihre Freudentränen werde ich mich immer erinnern. Ob ich das Foto auf meinem Handy je wieder anschauen würde – wohl kaum.

Immer öfter frage ich mich bei Anlässen wie Hochzeiten oder Konzerten, wieso viele die Ver­anstaltung lieber auf einem kleinen Bildschirm ver­folgen, als den Moment in echt zu geniessen. Dieses ständige Festhalten und dann auch Verschicken ist eine Unmode der heutigen Zeit. Vielleicht will ein Brautpaar auch gar nicht, dass man diese Bilder verschickt. Schliesslich sind die Leute, die sie dabeihaben ­wollen, dabei. Basta. Und vielleicht will der Konzertbesucher auch nicht ständig auf die Handys starren müssen, die die Leute vor ihm in die Höhe strecken.

In Amerika hat ein Smartphone an einer Hochzeit eine heftige Reaktion ausgelöst. Die engagierte Fotografin ist wütend, weil ein Gast ihr Foto ruinierte. Da begleitet also der Vater seine Tochter zum Altar – zweifelsohne ein wichtiger Moment an einer Hochzeit und keiner, der im Nachhinein gestellt werden kann –, plötzlich streckt eine Frau ihre Hände in den Kirchengang und macht mit ihrem Handy Bilder. Die Fotografin hat keine freie Sicht. Ihr verpfuschtes Foto teilt sie auf Facebook und schreibt einen offenen Brief unter «To the girl with the iPhone»: Sie habe ihr Foto ruiniert, den Moment dem Bräutigam, der Braut und dem Brautvater gestohlen. Sie fragt: «Was hast du mit dem Bild vor? Schaust du es jeden Tag an? Die Braut hätte es sicher oft angeschaut.» Der Post der Hochzeitsfotografin wurde über 177 000-mal geteilt und hat über 1200 Kommentare.

Die Message: Packt euer Handy einfach öfter mal weg! Sonst gehts euch wie der Dame. Und der ist so viel öffentliches Gestichel sicher peinlich. ­Hoffentlich hat sie ­dem Brautpaar wenigstens ihren Schnappschuss geschickt.

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