Es ist wieder so weit. In diesen Zustand verfalle ich alle paar Monate. Meist führt eine Kombination anderer Zustände dazu. So genau habe ich das nie hinterfragt. Denn ziemlich schnell bäumt sich am Horizont eine Welle namens Realität auf und schwappt erbarmungslos über meine Tagträumerei.
Ich sitze in der Redaktion, den Tisch voll Arbeit, aus dem Fenster mag ich gar nicht mehr schauen, da passiert seit Tagen das Gleiche. Peach Weber singt: «Nachem Räägne, chunnts go schiffe, nachem Schiffe, do seichts, in der Schweiz, in der Schweiz, in der Schweiz.» Die Mischung aus «Es isch grad kli streng», «Dusse isch es so trischt» und der immer wiederkehrenden Frage: «Was mach i do eigentlich?» ist gefährlich. Da muss nur noch ein Esel kommen.
Der Esel kam. Auf mein Handy. Eine Freundin, in einem fernen Land weilend, dachte sich: So ein Bild könnte mir Freude bereiten. Das graue Strubbelfell, die überdimensionalen Ohren und der Nirwana-Blick verzückten mich tatsächlich. Ich verfiel in den beschriebenen Zustand. Diesen könnte man mit «Ich will sofort einen Esel streicheln und weg von allen Menschen» beschreiben. Aber wo kann man das mittags mitten in der Stadt? Als ich dann laut meinen Gedanken, irgendwann mal eine Eselzucht haben zu wollen, aussprach und einer meiner Kollegen auch noch sagte: «Da kann ich mir dich sehr gut vorstellen», war es geschehen. Ich war auf dem Gedankenkarussell. Mit mir: Stadtflucht, Natursehnsucht und Tierli.
Die jungen Städter wieder. Starren tagein, tagaus in den Laptop und träumen vom Landleben. Ist das die Romantisierung dessen, was man gar nicht wirklich kennt? Lediglich von Spaziergängen, Magazinen und Fernsehreportagen? Ich weiss es nicht, ich weiss bloss, dass mir dasselbe vor ein paar Wochen mit einem Hund passierte. In einer herzerwärmenden Knelle erzählte mir jemand vom Hundesitten und von einer Website, die Tierfreunde und Hunde zusammenbringt. Ich scrollte mich durch. Ab und zu einen Hund zu hüten, könnte meine Sehnsucht zumindest ein bisschen befriedigen.
Also, falls Sie einen Esel haben, der hin und wieder gestriegelt werden muss, oder einen Hund, der hin und wieder ausgeführt werden will, melden Sie sich und holen Sie mich hier raus!