Es tut mir leid, dass ich diese Zeilen erst jetzt schreibe und Ihnen so spät von meinem Highlight der letzten Wochen erzähle. Heute wird es zum letzten Mal stattfinden. Für dieses Jahr. Aber wahrscheinlich – oder besser hoffentlich – waren Sie auch schon einmal live dabei.
Live am Säulirennen an der Olma in St. Gallen.
Jeden Messetag um 16 Uhr starten die Säulirennen. An diesem warmen Herbstsonntag quetschen sich die -Zuschauer in die offene Arena. 2500 passen hinein, wenn sie bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, aber schon allein der Name Säulirennen» bringt mich zum Grunzen. Als ich die Namen der startenden Säue auf deren Ohren lese, wird es noch amüsanter. Da heissen also tatsächlich «wilde Hilde», «Saucissons» und «Veggiblitz». Ein Schwein Veggiblitz zu nennen, ist schon abgefahren gut.
Nicht nur ihre Namen sind ein Highlight, auch ihre kleinen Werbemäntelchen. Es ist einfach zu ulkig, wenn sie rumwursteln und quieken, und auf ihrem Leib steht mit Grossbuchstaben ein Discounter, eine Versicherung oder der Name einer Nähmaschine. -Gestartet wird auch in Pferdeboxen à la miniature. Werden die Gitter hochgezogen, rennen die Schweine los – denn am anderen Ende wartet der Futtertrog.
Spätestens hier ist zu erwähnen, dass der Moderator Christian Manser, Leiter Tiermessen und seit 18 Jahren der Kommentator der Säulirennen, ohne Punkt und Komma labert. Im breitesten Appenzellerdialekt klopft er Sprüche und tut so, als ob die Ferkel teure Pferde seien, die sich gleich auf der britischen Pferdetraditionsbahn in Ascot verausgaben würden. Wie er den Ferkeln und dem Publikum einheizt, ist grosses Kino. Die Ostschweizer Begleitungen erklären: «Mansers Show ist Kult.» Kostprobe: «Auf der Aussenbahn wird Fägnescht vom Veggiblitz attackiert. Fägnescht ist mit Abstand die hässlichste (wüeschteschte!) Sau, die wir jemals am Säulirennen an der Olma hatten. Aber wir sind ja nicht an einem Schönheitswettbewerb, sondern schnell muss sie sein.» Siegerin wird die wilde Hilde.
Was ich erst Tage danach erfahre: Die herzigen Säuli werden nach der Olma geschlachtet. Schnorri Manser sagt dazu: «Jedes unserer Säuli kommt zwei Mal an die Olma. Ein Mal als Rennsäuli und das zweite Mal als Bratwurst.»