Fix zur Gesellschaft
Alle Jahre wieder

Unsere Autorin erinnert sich an die Festtage ihrer Kindheit. Als Weihnachten noch magisch war. Heute bedeutet das Fest vor allem Stress und Schlafmangel.
Publiziert: 28.12.2019 um 14:16 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Als Kind war die Freude auf Weihnachten schon ab Oktober kaum mehr zum Aushalten. Zum Glück war da noch der Nikolaus, der Lebkuchen, Mandarinli und Nüsse in einem Jutesack brachte und damit die Wartezeit aufs Christkind versüsste. In den Häusern war alles geschmückt, draussen alles beleuchtet. Und dann waren sie endlich da, die Weihnachtstage. Aber es gab in der Welt voller Düfte, Geschenke und Guetsli ein Problem: Das alles war so schnell wieder vorbei. Und die Warterei ging von vorne los.

Die Weihnachtsferien verlängerten den Zustand der Glückseligkeit zwar, aber das Festliche war vorüber. Und irgendwie stellte sich so etwas wie eine postweihnachtliche Depression ein. Bewusst wurde einem das wohl im jugendlichen Alter. Nach all dem Essen, und später auch Trinken, nach all den Familienzusammenkünften, nach all den Diskussionen und nach all dem Stress, der von einem abfiel, kam ein Loch. Als ob man jahrelang auf etwas hinfiebert, und dann ist es in fünf Minuten vorüber. Dieses Gefühl kann einen fertigmachen.

Zu viel Essen, zu wenig Schlaf

Wenn man nicht mehr im kindlichen und jugendlichen Alter ist, bedeutet Weihnachten für die meisten vor allem eines: Stress. Mit wem feiert man? Sobald sich nämlich zwei Personen vereinen, hängen da noch mehr dran. Was schenkt man? Und all die Apéros, Essen und Einladungen in den Wochen davor schlauchen einen, bevor das eigentliche Fest angefangen hat. Man tut alles zu viel: essen, trinken, arbeiten. Nur etwas tut man zu wenig: schlafen. Kein Wunder, sind die Weihnachtstage nicht mehr so besonders, wenn man alles schon vorher zur Genüge hatte. Wir sind übersättigt.

Die ganze Mühe, die vielen Vorbereitungen – und schwups steht schon Silvester vor der Tür. Innerlich lässt man das Jahr Revue passieren, macht sozusagen die Abrechnung. Und das alles aus dem Loch heraus, aus dieser postweihnachtlichen Depression. Und man ertappt sich bei den Gedanken: Vielleicht ist Weihnachten gar nicht so besonders. Vielleicht ist Weihnachten für Kinder. Vielleicht sollte man seine Erwartungen etwas herunterschrauben. Und vielleicht sollte man sich nicht so viel Stress machen. Vielleicht.

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