Uns geht es gut. Sehr gut sogar. Die Schweiz ist eines der schönsten Länder der Welt. Erfolgreich. Wohlhabend. Wir sind zufrieden. Zu zufrieden vielleicht. Denn leider neigen wir dazu, unser Glück für selbstverständlich zu halten. Das ist es nicht. Es ist auch ein Geschenk früherer Generationen, die hart dafür gearbeitet haben. Wir sind dabei, es kaputt zu machen.
Das hat sich diese Woche wieder gezeigt, am Schweizer Wirtschaftsforum SEF in Interlaken, wo ich mich mit Unternehmerinnen und Unternehmern unterhielt. Darunter alte Hasen, die ihre Firma durch stürmische Zeiten gesteuert haben, oder junge Firmeninhaberinnen, die schon Hunderte Mitarbeiter beschäftigen. Die Stimmung war gut und dennoch überschattet. Der starke Franken macht ihnen das Leben schwer, Einkäufe der Schweizer ennet der Grenze stellen sie vor zusätzliche Probleme. Die Unsicherheit, wie es mit der EU weitergeht, lähmt. «Es sind gigantische Herausforderungen, die wir packen müssen», sagte mir der Chef einer grossen Technologie-Firma, den tief im Herzen aber etwas ganz anderes plagt: «Manchmal habe ich das Gefühl, viele Leute übersehen die dunklen Wolken am Horizont. Und wir diskutieren allen Ernstes über eine wirtschaftsfeindliche Vorlage nach der anderen. Sind wir komplett verrückt geworden?»
Es sind die kleinen und mittleren Betriebe, die KMU, welche die Schweizer Wirtschaft ausmachen. Oft in Familienhand, sind sie das Rückgrat unserer Gesellschaft. Das Baugeschäft, der Bäcker, die Metallbau-Bude. Die IT-Firma. Und alle ihre Mitarbeitenden. Wenn KMU-Chefs um die Zukunft ihrer Firmen fürchten, sollten wir genau hinhören. Und gemeinsam alles tun, um den Standort Schweiz attraktiv zu halten. Denn die Wirtschaft, das sind wir. Uns geht es immer nur so gut wie den Unternehmen in diesem Land. Unsere Vorfahren wussten das vielleicht noch besser als wir heute.